EU: Angst vor Abwanderung der Wasserstoffwirtschaft wird geschürt

Die Europäische Union lasse sich zu viel Zeit, Förderungen und Regeln für den Wasserstoffmarkt auszuarbeiten – das könne die USA und China bevorteilen.

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(Bild: r.classen / Shutterstock.com)

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Einige sich die Europäische Union nicht schnell und großzügig auf wasserstofffreundliche Rahmenbedingungen, drohe erneut ein Abwandern einer grünen Zukunftstechnologie nach China und in die USA. So lautet einem Spiegel-Bericht zufolge der Tenor aus der deutschen Wasserstoff-Wirtschaft.

Wie das Magazin berichtet, verliere Deutschland in Sachen Produktion von Technik für die Herstellung von Wasserstoff zunehmend an Boden. So sollen laut noch unveröffentlichter Zahlen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) – das von Verbänden und Unternehmen der Wirtschaft finanziert wird – die Elektrolyseur-Exporte Chinas in den vergangenen zehn Jahren auf 25 Prozent des Weltmarktes gewachsen sein, die deutsche Quote sei zeitgleich auf neun Prozent abgesackt.

IW-Forscher Thilo Schaefer erklärte gegenüber dem Spiegel: "Die Entwicklung hat sich zuletzt weiter beschleunigt". Bernd Heid, Partner der Unternehmensberatung McKinsey, warnt dort ebenfalls: "Europa läuft Gefahr, eine potenzielle grüne Leitindustrie zu verlieren." Als Hauptkonkurrenz werden dem Bericht zufolge China und die USA ausgemacht. Insbesondere die USA lenken mit ihrem "Inflation Reduction Act" Milliarden-Subventionen in grüne Wirtschaftszweige. Auf EU-Ebene gebe es hingegen weiter Unstimmigkeiten, wie die Wasserstoff-Industrie gefördert und reguliert werden solle. Laut dem Dresdener Elektrolyseur-Hersteller Sunfire würden aufgrund der Entscheidungsunfreudigkeit in Brüssel rund 30 Prozent der Aufträge noch unsicher bleiben, da die Kunden auf das zentrale Regelwerk aus Brüssel warteten. So klage Sunfire-Chef Nils Aldag: "Die EU hat viel Zeit und Geld in die Innovationsförderung gesteckt, und jetzt sieht Brüssel zu, wie andere den Markt entwickeln."

Dass Deutschland seine Wasserstoffstrategie weiterentwickeln müsse, wird auch regelmäßig vom Förderverein Aqua Ventus gefordert. Das Bündnis, das in der Nordsee mit Offshore-Windstrom Wasserstoff produzieren will, begrüßte zuletzt die Veröffentlichung "der Eckpunkte für eine Förderrichtlinie für Offshore-Elektrolyse" sowie "die geplante Flächenausschreibung für den SEN-1 Bereich und dessen vorgelagerte Förderausschreibung, auf Grundlage einer noch zu verfassenden Förderrichtlinie." Auch hier tappt man also noch im Dunkeln, wie genau die Wasserstoff-Produktion auf See gelingen könne. Zumindest zeichne sich nun eine Flächenausschreibung ab und auch eine mögliche Wasserstoff-Pipeline hat es in den Flächenentwicklungsplan geschafft. Für diese Pipeline sprach sich unter anderem der ehemalige Bürgermeister von Helgoland, Jörg Singer, noch in diesem Sommer aus. Helgoland möchte verschiedene Wasserstoff-Projekte umsetzen.

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(kbe)