Samsung: Steuererleichterungen verhindern ein Desaster

Den meisten Samsung-Sparten geht es schlecht. Mit Smart-TVs und PC-Monitoren machte die Firma gar Minus. Eine Steuerreform spielt Samsung in die Hände.

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(Bild: Steffen Herget / heise online)

Lesezeit: 3 Min.
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Die Umsätze und Gewinne fast aller Geschäftsbereiche von Samsung sind Ende 2022 eingebrochen. Der Gesamtumsatz sank im vierten Quartal zwar nur um 8 Prozent auf 70,46 Billionen Won – nach aktuellen Umrechnungskurs 52,68 Milliarden Euro –, allerdings hat sich der Betriebsgewinn mit 4,31 Billionen Won (3,2 Milliarden Euro) gedrittelt.

Wie bei praktisch allen Tech-Unternehmen verhinderte der starke Jahresbeginn einen schlimmeren Jahresabschluss. Über die 12 Monate gerechnet nahm Samsung 302,23 Billionen Won (225,92 Milliarden Euro) ein – 8 Prozent mehr als 2021. Der Betriebsgewinn sank um 16 Prozent auf 43,38 Billionen Won (32,42 Milliarden Euro).

Zwei Faktoren schönen Samsungs Geschäftsbericht: Zum einen erhöhte der starke US-Dollar die Kaufkraft in Nordamerika. Der Konzern führt eine halbe Billion Won (373,6 Millionen Euro) Betriebsgewinn im vierten Quartal 2022 auf positive Währungseffekte zurück, was mehr als 10 Prozent entspricht.

Zum anderen profitierte Samsung massiv von einer südkoreanischen Steuerreform, die zum 01. Januar 2023 in Kraft getreten ist. Unter anderem werden bei der Umsatzsteuer keine Dividenden ausländischer Tochtergesellschaften mehr berücksichtigt.

Nur weil Samsung vorherige Steuerrückstellungen nicht zahlen muss und daher wieder im Nettogewinn verbuchen kann, hat sich letzterer im vierten Quartal 2022 auf 23,84 Billionen Won (17,8 Milliarden Euro) mehr als verdoppelt. Der Geschäftsbericht führt eine negative Umsatzsteuer im Wert von 18,79 Billionen Won (14 Milliarden Euro) auf. Aufs komplette Jahr umgerechnet stieg der Nettogewinn dank der Steuerreform um fast 40 Prozent auf 55,65 Billionen Won (41,58 Milliarden Euro).

Katastrophal liefen zuletzt Samsungs Kernsparten Device Experience (DX) und Device Solutions (DS). Samsung DX umfasst beinahe alle Elektronikgeräte: Die Gruppe rund um Smart-TVs und PC-Monitore rutschte als Erstes in die roten Zahlen – sie erzielte ein Minus von 60 Milliarden Won (44,8 Millionen Euro).

Das reine Geschäft mit Display-Panels lief dagegen beachtlich: Samsung Display (SDC) wuchs im Jahresvergleich um 38 Prozent auf einen Betriebsgewinn von 1,82 Billionen Won (1,36 Milliarden Euro) im vierten Quartal. SDC verkauft die eigenen Panels an Samsung Electronics und allerlei Dritthersteller.

Smartphones und Netzwerkprodukte hielten die DX-Sparte mit einem Betriebsgewinn von 1,7 Billionen Won (1,27 Milliarden Euro) derweil über Wasser. Ein Fokus auf margenträchtige Premiumgeräte soll künftig die Zahlen aufbessern – explizit genannt wird die Smartphone-Serie Galaxy S23.

(Bild: Samsung)

Samsung DS umfasst das gesamte Geschäft mit Halbleitern, darunter die Speicherproduktion, die Prozessorsparte rund um alle Exynos-CPUs und die Chipauftragsfertigung. Der Betriebsgewinn brach um sagenhafte 97 Prozent auf nur noch 270 Milliarden Won (201,5 Millionen Euro) ein. Insbesondere die niedrigen Preise für SDRAM und NAND-Flash-Speichersteine machten der DS-Gruppe zu schaffen.

Lichtblicke gab es bei den Mobilprozessoren mit einem nicht weiter definierten Ganzjahres-Umsatzrekord und bei der Chipauftragsfertigung mit einem Rekordquartal. Ein "europäischer Premium-OEM" soll erste Testmuster erhalten haben; mit einem US-Autohersteller ist Samsung eine Kooperation zur Entwicklung von Automotive-Hardware eingegangen.

Erst im zweiten Halbjahr 2023 erwartet Samsung eine Erholung des Marktes. Im Falle von Speicher bezeichnet die Firma die Nachfrage bis dahin als "kurzfristig besorgniserregend". Samsungs Aktie gab nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen um 4 Prozent nach.

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