Statt zwei Röhren übereinander: Joe Sutter konstruierte die Boeing 747

Die Konstruktion der ersten Boeing 747 lag auf Joe Sutters Schultern. Er verwarf den ursprünglichen Entwurf von zwei aufeinandergestapelten Röhren.

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Joe Sutter, Entwickler der 747.

(Bild: Kevin P. Casey/Bloomberg)

Lesezeit: 2 Min.

"Wenn du es baust, kaufe ich es." – "Wenn du es kaufst, baue ich es." Mit diesen legendären Worten vereinbarten Boeing-Boss Bill Allen und Pan-Am-Chef Juan Trippe Mitte der 1960er-Jahre, das größte Passagierflugzeug der Welt zu bauen – angeblich per Handschlag beim Angeln. Für Boeing-Ingenieur Joe Sutter war der Urlaub damit vorzeitig zu Ende. "Die aussichtslosen Projekte landeten immer bei mir", scherzte Sutter 2006 in seiner Autobiografie.

Bei der Entwicklung der 707, der 727 und der 737 hatte er sich bei Boeing bereits den Ruf eines exzellenter Problemlösers erworben. Doch die 747 alias "Jumbo Jet" sollte zweieinhalbmal so groß wie alles Dagewesene werden – und zudem gleichermaßen als Passagier- wie als Frachtflugzeug zu betreiben sein.

Boeing hatte damals gerade einen Militärauftrag gegen Lockheed verloren. Die gesamte Zukunft des Konzerns lag nun auf Sutters Schultern. Er verwarf das von Pan Am favorisierte Design aus zwei aufeinandergestapelten Röhren und entschied sich für einen großen, 6,50 Meter breiten Rumpf, der zwei Reihen von Containern nebeneinander aufnehmen konnte. Beladen wurde der gewaltige Frachtraum durch eine Klappe am Bug. Dafür musste das Cockpit nach oben wandern. So kam der Jumbo zu seinem charakteristischen Buckel.

Nur 29 Monate nach den ersten Skizzen rollte die erste 747 aus der eigens errichteten Montagehalle. 1969 begann die Auslieferung. 38 Jahre lang blieb die 747 das größte Passagierflugzeug der Welt, bis sie vom Airbus A380 übertroffen wurde.

Joe Sutter stieg bei Boeing zum Executive Vice President auf und ging 1986 in Rente. Bis zu seinem Lebensende blieb er Boeing als Berater verbunden. Er starb am 30. August 2016 im Alter von 95 Jahren. Nun tritt auch die 747 ihren letzten Weg an. Und wenngleich der Jumbo in der Luft noch einige Zeit zu sehen sein wird, geht mit der letzten Auslieferung doch eine Ära der Luftfahrt zu Ende.

(jle)