Spielefans demonstrieren gegen Verbote

In mehreren deutschen Städten gingen Spieler auf die Straße, um gegen das von der Innenministerkonferenz geforderte Verbot gewalthaltiger Computerspiele zu demonstrieren.

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Von
  • Torsten Kleinz

Nach der "Generation C64" geht nun auch die "Generation Playstation" auf die Straße. Bei einem bundesweiten Aktionstag beteiligten sich mehrere Hundert Spieler an Demonstrationen unter dem Motto "Wir sind Gamer". Die Veranstaltungen richteten sich gegen das von der Innenministerkonferenz geforderte Verbot gewalthaltiger Computerspiele.

"Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Spiele klaut" – mit noch etwas ungelenken Sprechchören zogen die Spieler durch die Innenstädte von Köln, Berlin und Karlsruhe. An den Demonstrationen beteiligten sich auch Vertreter mehrerer Parteien. So sprach in Karlsruhe unter anderem der Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss, der vor kurzem zur Piratenpartei übergetreten ist. Auch Vertreter der FDP, Der Linken und der Jungen Grünen beteiligten sich an den Protesten. In Köln hatten sich die Demonstranten mit Tastaturen "bewaffnet", um den Zuschauern zu zeigen, dass sie nichts mit echten Gewalttaten zu tun haben.

Symbolisch "bewaffnet" mit Tastaturen zogen die Demonstranten durch die Kölner Innenstadt.

(Bild: Torsten Kleinz)

Die Redner wandten sich vor allem dagegen, dass Computerspiele für mehrere Amokläufe in den letzten Monaten verantwortlich gemacht werden. "Die schrecklichen Taten Einzelner, die von der Gesellschaft ausgeschlossen wurden, werden nun den Computerspielern in die Schuhe geschoben. Doch Gamer sind friedlich", erklärte David Hieltscher von dem E-Sport-Turnier-Veranstalter Turtle Entertainment. Mehrere Redner verwiesen darauf, dass nicht plumpes Töten, sondern Strategie, Kommunikation und Geschicklichkeit durch die Action- Spiele gefördert würden. Diese Spiele gehörten mittlerweile zur Kultur und zum Leben junger Erwachsener. "Die Politik will mir meine Freunde, mein Hobby und ein Stück meiner Zukunft nehmen", sagte Mike Nowak, der mit dem Spiel Counter-Strike: Source an professionellen E-Sport-Turnieren teilnimmt und damit einen Teil seines Lebensunterhalts verdient.

Hatten die Veranstalter vor Beginn noch mit 2000 Teilnehmern gerechnet, machte ihnen unter anderem das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Insgesamt beteiligten sich weniger als 1000 Spielefans an den Offline-Veranstaltungen. Die größte Demonstration fand mit zirka 350 Spielern in Karlsruhe statt.

Für den Offline-Protest konnte die Spieler-Szene aber nur einen relativ kleinen Teil der in Clans und Ligen organisierten Spieler gewinnen – zu den großen Turnieren der professionellen Counterstrike-Spieler kommen oft mehrere Tausend Zuschauer. Auf den Demonstrationen am Samstag wurden auch Unterschriften zu einer Petition an den Deutschen Bundestag gegen das geplante Verbot gesammelt. die bereits in den ersten Tagen über 50000 Unterstützer fand. (Torsten Kleinz) (bo)