Atomkraft: Frankreich prüft AKW-Laufzeitverlängerung auf 60 Jahre

Die Atompläne des französischen Präsidenten Emmanuel Macron werden konkreter. Der von ihm eingesetztes Atomrat hat dazu einiges beschlossen.

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Französisches Atomkraftwerk Cattenom. Die vier Druckwasserreaktoren produzierten 2021 29,39 TWh Strom.

(Bild: EDF)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Andreas Wilkens

Die französische Regierung strebt an, die Laufzeiten der Atomkraftwerke des Landes von derzeit 50 auf 60 Jahre zu verlängern. Der von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eingesetzte Rat für Atompolitik (Conseil de Politique Nucléaire, CPN) hat nun beschlossen, dass dazu Studien angefertigt werden sollen.

Der CPN wurde eingesetzt mit dem Ziel, die Atomkraft in Frankreich wiederzubeleben. Diese Vorgabe hatte Macron vor fast genau einem Jahr in einer Rede in der Stadt Belfort gesetzt. Neben einer Laufzeitverlängerung brachte er dabei auch die Entwicklung neuer Small Modular Reactors (SMR, Mini-AKW) ins Spiel.

Der CPN soll dafür sorgen, dass Macrons Vorgaben umgesetzt werden. Dazu gehört, dass sechs neue Reaktoren vom Typ EPR2 gebaut werden. Sie sollen spätestens 2035 ans Netz gehen, geht aus einer Mitteilung des CPN hervor. Der CPN soll einen mehrjährigen Plan für die Energie- und Klimapolitik erarbeiten. Die daraus resultierenden Gesetzesvorlagen sollen im kommenden Juni ins französische Parlament gehen.

Neue Atomkraftwerke sollen bevorzugt an bereits bestehenden Standorten entstehen. Für 2030 wird ein Pilotprojekt für ein SMR angestrebt. Der CPN will die Arbeiten dafür beschleunigen helfen sowie auch die Fristen für Verwaltungsverfahren bei neuen Atomkraftwerken verkürzen. Weitere Fragen, die der Rat angeht, sind die der Ausbildung notwendiger Fachkräfte und neuer Forschungsprojekte. Nötig sei es auch, stärker auf die Frage des Brennstoffkreislaufs einzugehen, damit Frankreich auf diesem Gebiet seine Autonomie stärken könne.

In den vergangenen zwei Jahren sei das Produktionsniveau des französischen Atomparks auf einem "historisch niedrigen" Stand gewesen, schreibt der CPN. In normalen Zeiten werden 70 Prozent des französischen Stroms mit Atomkraft gewonnen. Im Januar dieses Jahres waren 44 der 56 AKW an 18 Standorten am Netz. Vor diesem Winter war befürchtet worden, dass es in dem Land zu Blackouts kommen könnte. Stattdessen wurde Frankreich Mitte Dezember 2022 wieder zum Nettostromexporteur. Dazu beigetragen haben vermutlich die relativ milden Temperaturen, auch haben die französischen Windkraftanlagen mehr Strom geliefert.

Im CPN sind mehrere Ministerien und zuständige Behörden vertreten. Er soll zweimal im Jahr zusammenkommen. Der französische Senat hatte am 24. Januar 2023 ein Gesetzentwurf für beschleunigte Verfahren beim Bau von Atomanlagen beschlossen. Er geht nun an die andere Kammer des französischen Parlaments, die Nationalversammlung.

(anw)