Skype-Dienste wegen lizenzrechtlicher Streitigkeiten vom Aus bedroht

Wegen einer lizenzrechtlichen Auseinandersetzung muss der von eBay betriebene VoIP-Dienst Skype möglicherweise im kommenden Jahr seinen Dienst einstellen. Betroffen davon wären über 400 Millionen Anwender.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 176 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Urs Mansmann

Der VoIP-Anbieter Skype muss seinen Dienst unter Umständen im kommenden Jahr einstellen. Das räumt die Konzernmutter eBay in ihrem jüngsten Quartalsbericht an die US-Börsenaufsicht SEC ein. Grund dafür sind lizenzrechtliche Auseinandersetzungen mit der Software-Firma Joltid, die die Rechte an zentralen Teilen der Skype-Software hält.

Mit dem Kauf von Skype hat eBay zwar die Rechte an der Software erworben, aber offenbar nicht vollständig. Dem Quartalsbericht zufolge entzündete sich der Streit an einer Klage, die eBay gegen Joltid einreichte. Im Gegenzug behauptete Joltid, eBay habe den Lizenzvertrag durch verschiedene Maßnahmen verletzt, unter anderem durch die Verbreitung von Quelltext beim Einreichen von Patenten – und kündigte diesen. Joltid wirft Skype auf dieser Basis vor, das Copyright von Jolitid zu verletzen und vertrauliche Informationen zu missbrauchen.

Skype erhob daraufhin vor dem Obersten Gerichtshof Englands Klage, um feststellen zu lassen, dass die Vorwürfe unbegründet sind und die Kündigung damit nicht rechtens sei. Skype sei zwar zuversichtlich, den Prozess zu gewinnen, könne aber nicht ausschließen, dass weder Verhandlungen mit der Gegenseite noch der laufende Gerichtsprozess zu dem gewünschten Erfolg führten. Das Urteil wird im Juni 2010 erwartet.

Deshalb tanzt das Unternehmen nun auch noch auf einer zweiten Hochzeit: Es hat damit begonnen, eigene Software zu entwickeln, um die bislang von Joltid lizenzierten Programmteile zu ersetzen. Seine eigenen Bemühungen bewertet das Unternehmen kritisch: "Solch eine Entwicklung ist möglicherweise nicht erfolgreich und kann, selbst wenn sie erfolgreich ist, zum Verlust von Funktionalitäten oder Kunden führen." Sollte Skype vor Gericht unterliegen und bei der Entwicklung der Software erfolglos sein, droht die komplette Einstellung des Dienstes.

Möglicherweise ist die ganze Auseinandersetzung auch nur ein geschickter Schachzug der Skype-Gründer Niklas Zennström und Janus Friis, die Skype gerne zurückkaufen möchten. Die beiden sind auch die Gründer von Joltid, besitzen also weiterhin die Rechte an zentralen Bestandteilen der Software. Gerät das Herzstück von Skype, die Software, in Gefahr, drückt das natürlich auch den Wert des Unternehmens. Für den geplanten Börsengang im ersten Halbjahr kommenden Jahres dürfte die lizenzrechtliche Auseinandersetzung wenig förderlich sein. (uma)