IFA

Privatsender wollen Vorspulen über Werbung bei HD+ verhindern

Die Senderketten RTL und ProSiebenSat.1 haben Pläne bestätigt, wonach es Nutzern des kommenden Astra-HDTV-Pakets HD+ nicht möglich sein soll, bei der Wiedergabe von Mitschnitten über Werbung hinwegzuspulen.

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Von
  • Nico Jurran

ProSiebenSat.1 und RTL wollen Zuschauern auf der angekündigten kostenpflichtigen Astra-HDTV-Plattform HD+ die Möglichkeit verwehren, bei der Wiedergabe von Mitschnitten über Werbeblöcke hinweg vorzuspulen (sogenanntes Ad-Skipping). Entsprechende Pläne bestätigten die Senderketten dem Branchenblatt Digital Insider sowie der Heimkino-Website AreaDVD. Zuvor hatte ein Astra-Mitarbeiter gegenüber heise online die Pläne damit erklärt, dass die Sender so "ihr Geschäftsmodell schützen wollen".

Konkret wird RTL-Sprecherin Bettina Klauser von AreaDVD mit dem Satz zitiert: "Ziel der Mediengruppe RTL ist nicht, Aufzeichnungen zu verhindern. Entscheidend ist, die Umgehung der Werbung zu vermeiden, mit der wir unsere Inhalte finanzieren." Zuvor war bereits klar, dass die HD+-zertifizierten Receiver, von denen die ersten Modelle voraussichtlich auf der IFA zu sehen sein werden, Aufnahmen nicht weitergeben werden. Hier unterscheiden sich die Modelle nicht von anderen zertifizierten Receivern, beispielsweise für den Pay-TV-Sender Sky (vormals Premiere).

Interessanter ist da die Formulierung der ProSieben-Sprecherin Petra Fink, dass man keine Aufzeichnungen erlauben werde, wenn die Geräte die genannten Forderungen nicht unterstützen. Damit scheint recht sicher, dass aktuelle Receiver, die über ein Firmware-Update und ein sogenanntes Legacy-Modul HD+-tauglich gemacht werden sollen, generell keine HD+-Sendungen aufzeichnen können (siehe hierzu auch den online einsehbaren c't-Beitrag "HD hü, HD hott"). Zumindest ist es nach Ansicht von Experten recht unwahrscheinlich, dass ein umgerüsteter Receiver in der Lage wäre, ein Ad-Skipping zu verhindern.

Uneinigkeit besteht unter den Sendergruppen offensichtlich bei der Frage, ob CI-Plus bei HD+-zertifizierten Receivern als Zugangssystem eingesetzt werden soll. Tatsächlich sind Flags, mit der sich ein Vorspulen über Webeblöcke verhindern ließe, in der aktuellen CI-Plus-Spezifikation aber nicht zu finden. Laut RTL lasse CI-Plus werbefinanzierten Programmanbietern zum Schutz ihres Geschäftsmodells damit lediglich die Wahl, Aufzeichnungen zuzulassen oder zu sie unterbinden. "Trotzdem unterstützen wir den Industriestandard CI+ für den Empfang unserer HDTV-Inhalte, empfehlen dessen Einsatz jedoch nur in Verbindung mit integrierten TV-Geräten ohne Aufzeichnungsfunktion", erklärt Klauser. Nach Angaben von CI-Plus-Entwicklern gegenüber heise online ist hingegen ein weiterer Regelkatalog für Festplatten-Receiver geplant, der die CI-Plus-Spezifikation ergänzen wird. RTL hält eine entsprechende Erweiterung nach eigenen Aussagen für "wünschenswert".

Selbst wer den Kauf eines HD+-zertifizierten Festplatten-Receivers plant, kann sich nach der Aussage von ProSiebenSat.1, dass man Nutzern die Aufzeichnung von HD+-Sendungen ermöglichen wolle, nicht entspannt zurücklehnen. Ob eventuell bestimmte Inhalte der HD-Sender – wie Spielfilme oder US-Serien – auch über CI-Plus nicht aufgenommen werden können, steht laut Digital Insider nach Angaben von ProSiebenSat.1 noch nicht fest.

Die CI-Plus-Spezifikation macht keine Einschränkungen, in welcher Form der DVB-Empfänger daherkommt. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch nicht, dass man auf CI-Plus-Lösungen für den PC bauen sollte: Trotz Secure Path in Windows Vista will das CI-Plus-Konsortium diesen Weg offenbar nicht beschreiten. (nij)