Seekabel bringt schnelles Internet nach Ostafrika

Gut vier Wochen später als geplant verbindet seit heute erstmals ein Unterwasser-Glasfaserkabel Ostafrika mit Europa, Indien und dem Süden des Kontinents. Weitere Seekabel-Projekte sollen die bislang genutzten Satellitenverbindungen überflüssig machen.

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Von
  • Reiko Kaps

(Bild: SEACOM)

Das afrikanische Unternehmen SEACOM hat das 17.000 Kilometer lange Seekabel entlang der Ostseite Afrikas fertig gestellt. Dies gab das Unternehmen jetzt in einer Mitteilung bekannt. Das Kabel verbindet erstmals die ostafrikanischen Metropolen Nairobi (Kenia) und Kampala (Uganda) mit den Netzen in Europa, Indien und Südafrika. In Kürze sollen laut SEACOM die Hauptstädte von Äthiopien (Addis Abeba) und Ruanda (Kigali) folgen. Bislang steht in Ostafrika "schnelles" Internet nur über Satellitenverbindungen bereit, die meist teuer und langsam sind. Das moderne Glasfaserkabel von SEACOM transportiert bis zu 1,28 Terabit pro Sekunde. Den Verlauf sowie die Landungspunkte des Seekabels zeigt eine Flash-Animation auf der SEACOM-Website, Bilder der Arbeiten finden sich in einer Foto-Galerie.

"Heute ist ein historischer Tag für Afrika, der den Beginn einer neuen Kommunikationsära zwischen dem Kontinent und dem Rest der Welt markiert", freute sich SEACOM-CEO Brian Herlihy über den Erfolg, den das Unternehmen in nur 24 Monaten erringen konnte. Laut Vorstandschef Nizar Juma wird sich das Leben der Menschen in den per SEACOM-Kabel ans Internet angeschlossenen Ländern ändern: "Wir schauen nach vorn auf die positiven Effekte und die Umsetzung der unendlichen sozialen und ökonomischen Möglichkeiten, die unser Seekabel ausgelöst hat."

Den anvisierten Termin für die Inbetriebnahme musste SEACOM Ende Juni verschieben, da zwischen April und Mai im Verlegegebiet vor der somalischen Küste verstärkt Piraten Schiffe angriffen oder kaperten. Die meisten Arbeiten am Kabel waren jedoch zu dieser Zeit bereits abgeschlossen: Die Kabelabschnitte zwischen Südafrika und Kenia hatten alle Tests bestanden, nur die Verbindung nach Mumbai war noch nicht ganz fertig.

SEACOM verwendet moderne Tiefsee-Glasfaserkabel, die neben den Nutzdaten auch Strom in einem Kupferrohr mitführen und damit die optischen Verstärker auf der Strecke durch den Ozean versorgen.

Laut den Marktforschern von TeleGeography ist das SEACOM-Kabel das erste einer Welle von neuen Tiefseekabel an den Ost- und Westküsten von Afrika, deren Investitionssummen insgesamt 2,4 Milliarden US-Dollar ausmachen und die bis Ende 2011 fertig gestellt werden sollen. Ausgelöst habe dies die wachsende Nachfrage nach Netzwerk-Bandbreite in den afrikanischen Sub-Sahara-Staaten, die zwischen 2007 und 2008 um 68 Prozent gestiegen sei.

In Ostafrika soll noch Ende 2009 das East African Marine System (TEAMS) Kenia mit den Vereinigten Arabischen Emiraten verbinden. Das Eastern African Submarine Cable System (EASSy) will ab Mitte 2011 viele Staaten anbinden, die bereits das SEACOM-Kabel nutzen. Die afrikanischen Westküste ist momentan nur über das SAT-3-Seekabel mit dem Internet verbunden, doch sind bereits vier Seekabel-Projekte in Planung: Das Glo-1-Kabel verbindet Nigeria und Ghana ab Ende 2009 mit Europa. Ab Mai 2010 soll das privat finanzierte Main-One-Kabel Portugal erreichen, und die geplanten Seekabel des West Africa Cable System (WACS) und der France Telecom sollen im Jahr 2011 ihren Dienst aufnehmen. Laut TeleGeography steht damit nicht nur mehr Bandbreite für Afrika bereit: Erstmals fände auf dem afrikanischen Telekommunikationsmarkt ein Wettbewerb zwischen mehreren Anbietern statt, der die Verbindungspreise für Endkunden und Diensteanbieter senken werde. (rek)