Datenpuzzle

„Oh weh, meine ganzen Daten sind weg!“ So groß die Panik im ersten Augenblick auch sein mag: Das Wichtigste bei einem Festplatten-GAU ist, einen kühlen Kopf zu bewahren. Meist sind die Chancen gar nicht so schlecht, verlorene Informationen wiederzugewinnen. Unbedachte Rettungsversuche können den Schaden allerdings auch noch vergrößern.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Karsten Violka

Eine ganze Branche von Dienstleistern und Software-Produzenten verdient gutes Geld damit, Kunden aus der Patsche zu helfen, denen wertvolle Dateien abhanden gekommen sind. Schuld daran können Festplatten sein, die plötzlich ihren Geist aufgeben. Oft sind die Umstände aber weniger dramatisch und ein Anwender hat einfach nur zur falschen Zeit auf den falschen Knopf gedrückt.

Wer in einem solchen Notfall auf eine junge Datensicherung zurückgreifen kann, ist fein raus. Ein regelmäßiges Backup ist immer noch die beste Versicherung gegen die Folgen von Bedienfehlern, Amok laufenden Programmen oder altersschwachen Platten. In Zeiten preiswerter Terabyte-Speicher und automatischer Sicherungsroutinen, wie sie etwa Windows Vista und Mac OS X an Bord haben, gibt es kaum noch Ausreden, auf eine tägliche Sicherung zu verzichten [1].

Wenn das Kind jedoch in den Brunnen gefallen ist und der Anwender auf die Frage nach dem Backup nur hilflos mit den Schultern zuckt, schlägt die Stunde des tapferen Datenretters. Bevor Sie jedoch die Ärmel hochkrempeln und die hier geschilderten Rettungsoperationen vorbereiten, denken Sie einen Moment darüber nach, wie wertvoll die vermissten Informationen sind. In vielen Fällen ist es wirtschaftlich sinnvoller und sicherer, einen professionellen Datenretter zu beauftragen, der die Daten oft schon für wenige hundert Euro wiederbeschafft – woran Sie einen vertrauenswürdigen Dienstleister erkennen und was an Kosten auf Sie zukommt, steht auf Seite 98.

Unerfahrene Disk-Doktoren können auch mit einer tauglichen Datenrettungssoftware einiges falsch machen und die gelöschten Dateien endgültig ins Nirwana befördern. Die folgenden Hilfestellungen sollen Sie vor solchen Missgeschicken bewahren.

Gibt die Festplatte gar kein Lebenszeichen mehr von sich, bleibt kaum eine andere Option, als sie in die Obhut eines Datenrettungsunternehmens zu geben, dessen Experten sie (hoffentlich) mit den passenden Ersatzteilen reaktivieren können.

Wenn der Patient noch läuft, jedoch ungewöhnliche Geräusche von sich gibt und Lesefehler meldet, kann es riskant sein, größere Datenmengen herunterzukopieren: Einer altersschwachen Platte kann die lange Kopieraktion den Rest geben. Schlimmstenfalls wird dabei die Hardware so beschädigt, dass sich gar nichts mehr retten lässt.

Eine schnelle Diagnose des Gesundheitszustands einer Platte können Sie mit den Testprogrammen einholen, die die Festplattenhersteller für ihre Modelle anbieten. Zudem sammeln moderne Festplatten im laufenden Betrieb ständig Informationen über verschiedene die Lebensdauer beeinflussende Parameter und speichern sie (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology, SMART). Auslesen lassen sich diese Daten zum Beispiel mit der quelloffenen Werkzeugsammlung smartmontools.

Ist die Hardware dagegen fit und die Amnesie lediglich Software-bedingt, schlägt die Stunde der Datenrettungsprogramme, denen wir im Vergleichstest ab Seite 92 auf den Zahn gefühlt haben. Aber auch von den tauglicheren Kandidaten darf man keine Wunder erwarten. Ein Blick hinter die Datenträger-Kulissen zeigt die Grenzen des Machbaren auf.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 20/2009.

Literatur

[1] Karsten Violka, Sichern im Netz, Backup auf NAS-Geräten

Mehr Infos

Löschmythen

Um Daten endgültig von einer Festplatte zu tilgen, sodass sie kein Schnüffler oder Datenretter wiederherzustellen vermag, genügt es, sie ein einziges Mal mit Nullen zu überschreiben.

Der Mythos, dass es Datenrettern oder gar Geheimdiensten mit aufwendigen Gerätschaften gelingen könnte, einmal überschriebene Daten wieder hervorzuzaubern, hat sich nie bestätigt. Jeder professionelle Datenretter hat uns in den letzten Jahren versichert, dass dies technisch nicht möglich sei.

Dennoch bauen viele Software-Hersteller aufwendige Löschroutinen in ihre Produkte ein, die Platten etwa mehrfach mit Zufallsmustern überschreiben. Selbst Apples Festplattendienstprogramm bietet eine solche Option.

Um eine Festplatte mit Nullen zu füllen, kann man unter Linux zum Standard-Werkzeug dd greifen. Unter Windows kommen Sie mit dem Windows-Bordmittel diskpart zum Ziel. Dessen Kommando „clean all“ säubert eine zuvor per „select disk“ ausgewählte Platte porentief von allen zuvor gespeicherten Bytes.


Verlorene Daten retten

Artikel zum Thema "Verlorene Daten retten" finden Sie in der c't 20/2009:
Erste Hilfe bei Datenverlust S. 86
Datenrettungssoftware im Test S. 92
Wenn nichts mehr geht: Ab ins Speziallabor S. 98

(hos)