Wirbel um Website von Al Jazeera [Update]

Erst war die Website des arabischen Nachrichtensenders überlastet, dann verschwand sie aus dem DNS, dann gab es zeitweise neue IPs mit falschen Inhalten: Die Berichterstattung von Al Jazeera stößt nicht überall auf Gegenliebe.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert

Bereits Anfang der Woche gab es Schwierigkeiten mit den Online-Nachrichten des arabischen CNN-Konkurrenten Al Jazeera. Zwischenzeitlich war dann keiner der vier Nameserver von aljazeera.net erreichbar, noch im Cache befindliche IP-Adressen waren tot und DNS-Anfragen gingen ins Leere: "Der Zielname www.aljazeera.net konnte nicht aufgelöst werden."

Beim US-Registrar NSI in den USA reagierte man sofort: "NSI hat nicht böswillig gegen die Seite gehandelt", ließ VeriSign/NSI-Sprecher Brian OShaugnessy wissen. "NSI hat lediglich auf eine Anfrage von Al Jazeera reagiert, ein neues Passwort für den Account zu schalten. Anschließend hat der Passwort-Inhaber die Nameserver damit geändert. Dadurch waren die Seiten nicht mehr im DNS erreichbar. Aber die Angelegenheit sollte sich schon bald erledigen, wenn das nächste Update der Zoneninformation im Netz verbreitet wird." Von Al Jazeera selbst waren zunächst keine Information zu erhalten.

Merkwürdig ist allerdings auch, was mit anderen Seiten von Al Jazeera derzeit passiert. Für Aljazeera.com ist bei NSI als technische Kontaktadresse die Mail novalidemail@verisign.com angegeben. Und auch die bei Bulkregister eingetragene Adresse al-jazeera.net liefert zwar noch Nameserver-Adressen, offline ist die Seite aber dennoch.

Zwischenzeitlich gaben einige DNS-Server tatsächlich bereits eine neue IP-Adresse (216.34.94.186) für Al Jazeera heraus. Das könnte eigentlich die Theorie von VeriSign stützen. Doch die Seite sprach eine andere Sprache: "Diese Sendung wird ihnen geboten von: Freedom Cyber Force Militia. Gott schütze unsere Truppen." Möglicherweise hat VeriSign nicht Al Jazeera, sondern irgendwelchen über die Berichterstattung des arabischen Senders verägerten US-Crackern den Change gestattet; oder diese waren schneller mit einem Defacement, als Al Jazeera selbst Inhalte ins Netz stellen konnte. Wer dahinter stecken mag, darüber darf man nun jedenfalls rätseln. Information Warfare nennt man diese Strategie wohl.

Mittlerweile stehen die Whois-Einträge für Aljazeera.net auch bei Network Solutions wieder auf denselben Angaben wie am gestrigen Mittwoch, vor der Änderung auf DNS-Einträge, die zu der gefakten Website führten. Die Einträge zeigen nun wieder auf Rechner beim französischen Dienstleister Completel. Das gesamte Netz mit dem Name-Sever für die Domain aljazeera.net und die Web-Server sind aber immer noch nicht erreichbar; die Kommunikation stoppt wie gestern offenbar bei einem der Router des Netzes.

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(Monika Ermert) / (jk)