NRW-Nameserver umgeht Sperrungsverfügung [Update]

Unter der Ägide der Bezirksregierung Düsseldorf war vor über einem Jahr mit der Entwicklung eines komplexeren Filtersystems begonnen worden.

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Von
  • Torsten Kleinz

Websperren will gelernt sein. Ausgerechnet ein Nameserver in der Domain der Landesregierung Nordrhein-Westfalen erlaubt es, die in dem Bundesland geltende Sperrungsverfügung gegen zwei Webseiten zu umgehen.

Wie die Kölner Sektion des Chaos Computer Clubs (CCC) berichtet, ist unter der offiziellen Domain des Landes der Nameserver nic.netzagentur.nrw.de (131.220.4.1) zu erreichen, der weiterhin die korrekte IP-Adressen der eigentlich zu sperrenden Domains liefert.

DNS-Sperren bei Providern sind das einfachste, aber wenig erfolgversprechende Mittel um Seiten von ausländischen Servern zu blockieren. Dazu muss der Provider in seinen eigenen DNS-Servern einen gefälschten Eintrag anlegen. Will ein Kunde die Seite aufrufen, wird er zu einer falschen IP-Adresse geleitet. Davon betroffen ist nicht nur der Http-Verkehr, alle Internet-Daten werden so in die Irre geleitet. Wer als Kunde eines solchen Providers einen nicht manipulierten Netzzugang haben will, muss lediglich einen anderen Nameserver in seiner Netzkonfiguration eintragen. Dazu eignet sich auch der vom CCC gefundene Server in der Domain der Landesregierung.

Wie die in der vergangenen Woche außer Kraft gesetzten Website-Sperrungen in der Schweiz zeigen, haben auch die Anbieter unzulässiger Seiten keine großen Schwierigkeiten, solche Blockaden zu umgehen. Nur kurz nach dem Erlass einer Sperrungsverfügung hatten die betroffenen Seiten Ausweichquartiere gefunden, die weiterhin problemlos erreichbar waren. Zudem war nur ein Teil der Schweizer Provider von der Anordnung betroffen.

Unter der Ägide der Bezirksregierung Düsseldorf war vor über einem Jahr mit der Entwicklung eines komplexeren Filtersystems begonnen worden. Nach Angaben der am Projekt beteiligten Firma Webwasher ist das Konzept "Filterpilot" Ende 2002 als prinzipiell funktionstüchtig vorgestellt worden. Allerdings ist mit dem System nur eine eng begrenzte Zahl von Websperren zu realisieren, die administrativen Probleme sind offenbar noch ungeklärt. (Torsten Kleinz)/ (tol)