Novell reklamiert eigene Unix-Rechte im Streit um Linux

Der Netzwerkspezialist behauptet gegenüber SCO eigene Patente und Copyrights an Unix, die man aber gegenüber Linux nicht geltend machen wolle.

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Von
  • Jürgen Kuri

Von unerwarteter Seite erhält die Linux-Gemeinde Unterstützung im Rechtsstreit um eventuelle Verletzung der Unix-Copyrights durch den Kernel des freien Betriebssystems: Der Netzwerkspezialist Novell behauptet nach einem Bericht des Wall Street Journal, man selbst habe die Patente und Copyrights auf die relevanten Unix-Techniken. Angeblich habe Novell keine Absichten, gegenüber Linux eigene Ansprüche an geistigen Besitztümern geltend zu machen.

Darl McBride, Chef von SCO, kommentierte allerdings sofort, das sei irrelevant: Novell habe alle Rechte, um die geistigen Besitztümer zu verteidigen, an SCO verkauft. Vergangenes Jahr habe man auch die entsprechenden Patente von Novell kaufen wollen, was die Firma aber abgelehnt habe. Trotzdem scheinen einige Protagonisten der Linux-Szene sich einiges von den Novell-Ansprüchen zu erhoffen: Eric S. Raymond, unter anderem durch sein Papier "The Cathedral and the Bazaar" bekannt geworden, betonte, dass auch Dokumente der US-Patentbehörde zeigten, dass Novell noch einige Patente für Unix besitze. Auch wenn es diverse Copyright-Ansprüche für das Betriebssystem gebe, entzögen die Novell-Besitztümer der SCO-Klage jede Grundlage.

SCO nimmt für sich in Anspruch, alle Rechte an Unix zu besitzen, und behauptet, Beweise zu haben, dass Codeteile aus Unix System V in die Linux-Quellen kopiert wurden. Eine Klage gegen IBM ist bereits anhängig. Die Ansprüche von Novell, historisch aus den diversen Firmenübernahmen und Weiterverkäufen der Unix-Rechte erklärbar, scheinen nun erst einmal zur weiteren Verwirrung der Situation beizutragen. Einige Patente, Urheberrechte und Kerntechnologien im Besitz von SCO datiert das Unternehmen auf das Jahr 1969 zurück, als in den Bell Laboratories der erste Unix-Quellcode programmiert wurde. Das berühmt-berüchtigte geistige Eigentum von AT&T an Unix wurde später an Novell Networks verkauft: Die Netzwerkspezialisten wollten damals mit einem eigenen Unix reüssieren. Novell wiederum verscherbelte die entscheidenden Besitztümer eigentlich an SCO -- allerdings, wie Novell nun erklärt, nicht alle Patentrechte. Mit der Übernahme von OpenServer und UnixWare durch Caldera ging das geistige Eigentum an den AT&T-Unix-Entwicklungen dann an Caldera über und landete durch deren Umbenennung wieder bei der SCO Group. (jk)