Google Indoor

Google Maps ist eine feine Sache. Aber nichts ist so gut, dass man es nicht noch ein wenig besser machen könnte.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Sven Koch

Google Maps ist toll. Um zu sehen, wie es denn so in Amerika aussieht, hätte ich vor 500 Jahren eine lange und beschwerliche Schiffsreis auf mich nehmen müssen. Heute geht das von jedem Rechner oder Handheld aus in Sekundenschnelle. Die für uns Menschen unübliche Ansicht aus der Vogelperspektive wurde dann mit Streetview ergänzt, so dass ich jetzt ganz bequem vom Schreibtisch aus die Straßen von San Francisco erkunden kann. Bisher war jedoch vor den Türen der Gebäude Schluss. Das ändert eine Software für Mobiltelefone.

Nach der Vermessung der Außenwelt, die vor über 200 Jahren begann und mit moderner Satelliten-Technik plus Google Maps ihren Höhepunkt erreicht hat, geht es nun um die Kartografierung der Innenräume: Die Entwickler von Micello aus Kalifornien haben Google Maps um einen Dienst für das Gebäudeinnere erweitert. Das Programm greift dabei auf frei verfügbare Pläne zurück, dazu gehören öffentliche Gebäude wie Universitäten, Bibliotheken und Einkaufszentren. Klingt auf den ersten Eindruck hin ein bisschen übertechnisiert, ermöglicht aber die logische Fortsetzung der personalisierten Werbe-Einblendung mit anderen Mitteln. In einer solchen „Mall“ werden beispielsweise alle einzelnen Geschäfte blau dargestellt. Auf Fingerdruck zeigt das Programm dazu nähere Informationen an. Bei einer Suche nach einem Produkt, werden alle Geschäfte, die zum Beispiel Schuhe anbieten, rot eingefärbt (hier ein Video).

Was kommt als nächstes? Konsequent wäre nun natürlich auch noch eine "Street View"-Funktion für Innenräume. Als Google anfing, deutsche Straßen vom, Autodach aus zu fotografieren hagelte es Protest – mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt, uns den Weg vom Bahnhof zum Hotel schon mal am heimischen Rechner einzuprägen. Und jetzt stellen Sie sich mal vor, sie machen morgens auf dem Weg ins Büro noch einen Schwenker vorbei am Kaffee-Automaten und müssen dem Google-Segway Platz machen. Auf diesem steht dann der Google-Praktikant mit einem Helm, an dem statt einer Grubenlampe eine Kamera angebracht ist.

Das macht völlig neue Szenarien denkbar: Bewerber sagen Vorstellungsgespräche ab, weil sie mit Micello schon gesehen haben, dass der neue Arbeitsplatz zu weit vom Fahrstuhl entfernt ist. Studenten entscheiden sich für ein Studienfach bei dem der Hörsaal möglichst nahe an der Mensa ist.

Oder denken Sie an die lästige Bücher-Suche in der Bibliothek: Den Katalog durchsuchen, Signatur notieren, Regale nach Signaturen absuchen – und das Ordnungssystem der Bibliothek verstehen. Das alles wird nicht mehr notwendig sein: Wir orientieren uns nicht mehr an der Beschriftung der Regale, sondern blicken auf unser iPhone, während eine Stimme erklingt „Nach drei Schritten bitte rechts abbiegen“.



(wst)