Neue Masche mit Fax-Spam-Kaskade

Die Belästigung durch unverlangte Werbefaxe hat in den letzten Monaten deutlich abgenommen. Ein neuer Trick soll offensichtlich Werbe-Verbote aushebeln.

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Von
  • Holger Bleich

Die Belästigung durch unverlangte Werbefaxe hat in den letzten Monaten deutlich abgenommen. So lautet die einhellige Meinung vieler Leser von heise online und c't in ihren Zuschriften an die Redaktionen. Einen erheblichen Anteil an dieser Entwicklung dürfte der Hamburger Rechtsanwalt Joachim Steinhöfel haben: Er hatte gegen einige 0190-Betreiber einstweilige Verfügungen erwirkt. Zwar behaupteten die Betreiber stets, nicht gegen das Fax-Spam-Problem vorgehen zu können, dennoch ließen die Belästigungen erstaunlicherweise unmittelbar nach Erlass der Verfügungen deutlich nach.

Eine neuer Trick der Abzocker soll nun offensichtlich die Verbote umgehen. Momentan erhalten Anschlussinhaber unerwünschte Faxe, in denen auf einen Abruf unter der normalen Vorwahl des hessischen Ortes Schotten hingewiesen wird. Dort erhalte man Informationen dazu, "welche Discounter-Produkte von welchen Markenherstellern" stammen. Ruft man dieses Fax ab, erhält man aber lediglich den Hinweis, dass man die eigentliche Information unter einer üblichen 01908-Nummer für 1,86 Euro pro Minute abrufen könne.

Im ersten unerwünschten Werbefax taucht also noch keine 0190-Nummer auf. Diese Kaskadierung könnte tatsächlich dazu dienen, die Steinhöfel-Verfügungen zu umgehen. Der Anwalt ließ den Nummernvermietern wörtlich verbieten, "im geschäftlichen Verkehr zu Zwecken des Wettbewerbs Dritten zur Förderung des Absatzes von Telefax-Abruf-Diensten, welche mittels Telefax-Schreiben beworben werden, ohne dass das Einverständnis des Empfängers vorliegt (...), Fax-Abrufnummern zur Verfügung zu stellen."

Von heise online zu dem Trick befragt, wiegelte Steinhöfel ab. Das sei "der offensichtlich misslungene Versuch, die gerichtlichen Verbote auszuhebeln", meinte er. Diese Praxis belege lediglich "die Bereitschaft zum Rechtsbruch, die großen Teilen dieser Branche zu Eigen ist."

heise online testete den Faxabruf unter der angegebenen 01908-Nummer: Nach 27 Minuten war der künstlich verlangsamte Empfang von neun Fax-Seiten abgeschlossen. Eine kurze Recherche ergab, dass die versprochenen Exklusiv-Informationen nahezu vollständig aus einem Artikel kopiert sind, der bei freenet.de frei zugänglich ist. Darüber informiert, gab die Unternehmenssprecherin Elke Rüther den Fall an die Rechtsabteilung weiter und bestätigte, dass freenet juristische Schritte gegen die Fax-Spammer einleiten werde. (hob)