SCO vs. Linux: Vertrauen in die Open-Source-Entwickler

Der Verein zur Förderung Freier Software und der Internet-Statistiker Netcraft glauben, dass Linux-Entwickler keinen Code von SCO geklaut haben.

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Von
  • Oliver Lau

Auch der mit der Free Software Foundation Europe (FSF) verbandelte österreichische Verein zur Förderung Freier Software (FFS) hat sich jetzt zum Fall SCO versus Linux geäußert, in dem der Unix-Spezialist aus Utah den Linux-Entwicklern vorwirft, geistiges Eigentum gestohlen zu haben und damit die Rechte an Unix System V zu verletzen. Wer sich von der Schuld freikaufen wolle, solle eine Art Linux-Steuer entrichten.

Diese "Steuer" sei ein Versuch, sich im großen Stile einen Vorteil durch "rechtswidrige Aneignung der Arbeitsergebnisse anderer" zu verschaffen, heißt es in der Mitteilung des FFS-Vorsitzenden Georg Jakob. "Wenn SCO ohne vertragliche Grundlage Nutzungsrechte an Anwender erteilt, die von der GPL abweichen, so erhält der Kunde in Wirklichkeit gar nichts, was ihm die GPL nicht ohnehin schon gestatten würde", meint Jakob. Darüber hinaus sei es ein Verstoß gegen internationales, europäisches und nationales Recht und zudem ein schwerer Straftatbestand, wenn SCO die Rechte der Softwareautoren derart verletze.

Die FFS-Experten prüften daher die von SCO angebotenen Produkte derzeit sehr genau. Denn bereits mehrfach sei der Verdacht laut geworden, nicht Linux-Entwickler hätten Code von SCO entwendet, sondern umgekehrt.

Von einem ähnlichen Vertrauen in die Ehrlichkeit der Linux-Entwickler zeugt auch ein Bericht beim Internet-Statistik-Service Netcraft. Alles Vorpreschen von SCO habe bislang weder IBM, noch Novell oder etwa die Linux-Distributoren Red Hat und SuSE beeindrucken können. In den vergangenen zwei Monaten hätten sogar 100 weitere große Sites, etwa der Royal Sun Alliance, der Deutschen Bank, von T-Online oder Schwab einzelne Webserver auf Linux umgestellt, weil sie an ihrer Strategie festhielten und sich nicht durch die Drohungen seitens SCO ernsthaft aufschrecken ließen. Die Wahrscheinlichkeit, dass SCO den Rechtsstreit gewinne, sei einfach viel zu gering. Und selbst wenn sich SCO durchsetzen könne, bliebe immer noch die Alternative einer kostengünstigen und halbwegs schmerzlos zu bewerkstelligenden Migration auf das ebenfalls frei verfügbare Unix-Derivat FreeBSD, heißt es in dem Bericht weiter.

Den größeren Einfluss auf die Entscheidung pro oder contra Linux habe weniger der von SCO angezettelte Rechtsstreit, sondern eher die Frage, ob die Unternehmen sich weiter auf das gewohnte Windows verließen als auf Linux zu setzen, meinen die Internet-Statistiker. In den vergangenen zwei Monaten sei immer wieder zu beobachten gewesen, wie zahlreiche Websites von Linux auf Windows umgestellt wurden, andere wiederum von Windows auf Linux. Unternehmen gehen anscheinend im Unterschied zu manchen Usern vernünftigerweise eher undogmatisch an die Entscheidung heran, welches System einzusetzen ist. (ola)