Verschlüsseltes DVB-T startet

Im Großraum Stuttgart nimmt Eutelsat visAvision mit "Viseo+" dsa als "Premium DVB-T" betiteltes Angebot in Betrieb. Bislang gibt es dafür lediglich zwei Receiver-Modelle.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 293 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Gewöhnliches digitales Antennenfernsehen war im Großraum Stuttgart gestern, seit heute gibt es dort auch "Premium DVB-T". So jedenfalls betitelt die Eutelsat visAvision GmbH, Tochter des Satellitenbetreibers Eutelsat, ihr neues Programmangebot "Viseo+". Es macht mit sechs Kanälen der RTL-Gruppe erstmals Privatsender für rund 1,6 Millionen Haushalte in der Region über DVB-T empfangbar. Das gelingt mit gewöhnlichen DVB-T-Empfängern jedoch nicht: Viseo+ ist Conax-verschlüsselt, die Sender sind zudem in MPEG-4 statt wie gewöhnlich in MPEG-2 komprimiert.

Die RTL-Sender RTL, VOX, RTL II und Super RTL sind über Viseo+ kostenfrei zu empfangen, für die Pay-TV Sender RTL Crime und Passion werden voraussichtlich 2,99 Euro pro Monat fällig. Der Empfang der beiden Pay-TV-Kanäle ist jedoch ab Erstinbetriebnahme des Viseo+-Receivers für die ersten sechs Monate bereits kostenfrei aktiviert; weitere sechs Monate kommen kostenlos hinzu, wenn man sich als Kunde bei Eutelsat visAvision registriert.

Apropos Viseo+-Receiver: Mit zwei offiziellen Empfangsgeräten ist das Angebot bislang recht mau. Hinzu kommt, dass der "Zenega GER-300 T" der Firma Handan als eines der beiden Modelle bereits im Vorfeld wegen seiner mageren Ausstattung heftig kritisiert wurde: Das Gerät besitzt zum Preis von 99,95 Euro nur ein 4-stelliges 7-Segment-Frontdisplay und nicht einmal eine zweite Scart-Buchse, was Aufnahmen mit einem Video- oder DVD-Recorder praktisch unmöglich macht. Tatsächlich bekommt man vergleichbare DVB-T-Receiver ohne Markennamen im Handel bereits für unter 30 Euro. Karsten Stöhr von der Elektrofachhändler-Verbundgruppe Euronics riet in einem Interview mit Digitalfernsehen.de sogar von einem Kauf des Zenega-Receivers ab.

Die bessere Wahl dürfte der Topfield TF7700HTCO sein, der für 99,90 Euro nicht nur über eine zweite Scartbuchse verfügt, sondern auch über einen HDMI-Ausgang, über die er in Standard-Auflösung übertragenen TV-Signale bis zu den HDTV-Auflösungen 720p (Vollbilder mit 1280 × 720 Pixel) und 1080i (Halbbilder mit 1920 × 1080 Pixel) hochrechnen kann. Selbst für den Empfang von HDTV via DVB-T wäre der Topfield-Receiver geeignet. Ein solches Angebot ist in Deutschland momentan jedoch auf Jahre nicht in Sicht. Beide Geräte sind in der Lage, auch die gewöhnlichen DVB-T-Programme zu empfangen.

Mitte Dezember soll Viseo+ auch im Raum Halle/Leipzig starten. Kurt-Ulrich Mayer, Präsident des Medienrates der Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM), hatte in der Vergangenheit den Einsatz des modifizierten DVB-T-Standards verteidigt: "Die Landesmedienanstalten sehen im Einsatz von MPEG-4 eine Weiterentwicklung von DVB-T. Gleichzeitig werden wir uns dafür einsetzen, dass sich ein offener Receivermarkt entwickeln kann." Dennoch ist die Entscheidung nicht unumstritten. So befürchtete ein Unternehmenssprecher der ProSiebenSat.1 Media AG im Gespräch mit heise online, dass die Notwendigkeit neuer Empfangsgeräte zu Verwirrung beim Endkunden führen könnte. Die Kombination aus DVB-T und H.264 erachte man aus technischer Sicht als einen unnötigen Zwischenschritt auf dem Weg zum DVB-T-Nachfolgestandard DVB-T2. (nij)