Mobile Trümpfe

Bis vor zwei Jahren galten Smartphones mit umfangreichen Organizer-Funktionen eher als Begleiter für Geschäftsleute. Seit Apples erstem iPhone liegen die flexiblen PDA-Handys jedoch voll im Trend. Konkurrierende Plattformen wie Android und Palms WebOS haben die Bedienung über Touchscreen und Finger übernommen, aber auch Microsoft und Nokia – die alten Hasen auf dem Smartphone-Markt – werben mit neuen Konzepten um Kundschaft.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Achim Barczok
  • Rudolf Opitz
Inhaltsverzeichnis

Smartphones gehören mit Funktionen wie Telefonie und Organizer, SMS und E-Mail, Web-Browser und anderen Internetdiensten, Musik- und Videoplayern, Kamera und Fotoalben, GPS und Kartensoftware, WLAN und Bluetooth zu den Mobilgeräten mit der besten Ausstattung und übertreffen damit selbst tragbare Rechner wie Note- oder Netbooks. Viele Modelle lassen sich via Touchscreen und für Fingerbedienung optimierte Oberflächen auch ohne Handbuch intuitiv bedienen. Falls doch einmal eine Frage auftaucht, unterstützen sie den Nutzer mit praktischen Online-Hilfen. Die handlichen Minicomputer sind außerdem sehr flexibel, da sie sich durch zusätzliche Programme erweitern lassen.

Wir haben die aktuellen Smartphone-Betriebssysteme unter die Lupe genommen: Symbian OS und Windows Mobile, das RIM OS der Blackberry-E-Mail-Telefone, Apples iPhone OS und die auf Linux gründenden Newcomer Android, Maemo und Palms WebOS.

Daneben gibt es noch zahlreiche Handys mit proprietären Betriebssystemen, die aber aufgrund der starren Speicherverwaltung und des geringen Angebots an Zusatzsoftware hier außen vor bleiben. Zwar lassen sich auch sie mit kleinen Progrämmchen erweitern, doch handelt es sich dabei nur um sogenannte Java-Midlets (J2ME, Java Micro Edition), die ein langsames Interpreter-Programm ausführt und für die nur ein begrenzter Speicher zur Verfügung steht.

Smartphones kennen diese Einschränkungen nicht. Für die mobilen Betriebssysteme stehen Software-Entwicklungspakete (SDKs, siehe Kasten auf Seite 94) bereit, mit denen man direkt für die jeweilige Plattform Anwendungen erstellen kann, die ohne Umweg über einen langsamen Interpreter laufen. Auch der Zugriff auf die Gerätehardware wie Kamera, Bluetooth, Internetzugang oder GPS ist dank umfangreicher Bibliotheken (APIs) besser.

Um SMS, Kontakte und Termine abzuspeichern, reicht es bei Handys, feste Speicherbereiche für die jeweiligen Daten zu reservieren, was die Programmierung der Handy-Firmware deutlich vereinfacht. Der Nachteil der starren Speicherzuteilung fällt dem Nutzer erst auf, wenn er längere Namen, Adressen oder Notizen eingeben will und notgedrungen abkürzen muss.

Smartphones verhalten sich hier anders. Wie von Organizer-Programmen auf dem PC gewohnt, gibt es keine Platzbeschränkung, da das Betriebssystem den Speicher dynamisch verwaltet. Die Anzahl der Adressbucheinträge und die Kapazität einzelner Felder sind nur vom internen Speicher des Geräts beschränkt: Wer beispielsweise einen halben Roman im Notizenfeld eines Namenseintrags unterbringen will, hat bei Smartphones keine Schwierigkeiten, was sich auch beim Synchronisieren mit Outlook auszahlt [1] . Der dynamische Speicher der Smartphones kommt auch Anwendungen wie Multimedia-Playern und Web-Browsern zugute.

Für einige Plattformen gibt es verschiedene Bedienoberflächen, je nachdem, ob man sich für ein großes Gerät mit Touchscreen oder ein kleines entscheidet, das sich nur per Wähltasten bedienen lässt. Bei den beliebten Touchscreen-Modellen stehen manchmal sogar zwei verschiedene Bedienoberflächen zur Wahl, zwischen denen man im Betrieb wechseln kann. So haben die Hardware-Hersteller der Windows-Mobile-6.5-Smartphones zu der von Microsoft mitgelieferten meist eine eigene Oberfläche als – oftmals bessere – Alternative integriert. Andere Bedienoberflächen wie HTCs Sense sind sogar für Geräte mit verschiedenen Betriebssystemen (Windows Mobile und Android) ausgelegt.

Bei der Smartphone-Auswahl sollte man den vorhandenen oder noch abzuschließenden Mobilfunkvertrag nicht aus den Augen lassen. Aktuelle Geräte verknüpfen Anwendungen wie Kontaktliste, Kalender oder Mediaplayer gerne mit Online-Diensten, die Daten übers Mobilfunknetz austauschen und dadurch Kosten verursachen. Solche Geräte kombiniert man am besten mit einer Daten-Flatrate.

Für Smartphones findet man eine – je nach Alter und Pflege der Plattformen – mehr oder weniger große Auswahl an Zusatzprogrammen. Dazu gehören Free- und Shareware wie Dokumentenbetrachter, Twitter-Clients, Wetterdienste oder Währungsrechner bis zu großen Software-Paketen bekannter Unternehmen wie Navigons Autonavigation oder der leistungsfähige Videoplayer DivX Mobile.

Inzwischen bieten fast alle großen Gerätehersteller eigene Download-Portale an, die das Angebot von eigener und fremder Software samt Bezahlsystem in einem Shop zentralisieren. Der Nutzer lädt die gewünschten Programme via Mobilfunk oder WLAN direkt aufs Smartphone. Bei iPhone OS ist der App Store die einzige Software-Quelle, für Symbian OS und Windows Mobile, die schon seit Jahren von einer großen Entwicklergemeinde profitieren, gibt es auf zahlreichen Websites für Mobilsoftware – anders als in den noch recht jungen Download-Portalen Nokia Ovi Store und Windows Marketplace for Mobile – ebenfalls eine große Auswahl.

Zur Software-Ausstattung von Smartphones gehören üblicherweise auch PC-Programme, die sich um den Abgleich von Daten zwischen Mobilgerät und Rechner kümmern. Manche Hersteller wie Nokia legen umfangreiche Suiten bei, andere lassen praktische Funktionen wie Backup oder Medienkonverter weg, pflegen die PC-Software nur sporadisch oder liefern abgespeckte Versionen eines Kaufprogramms. Palm verweist für sein WebOS-Gerät Pre auf Apples iTunes.

[1] Rudolf Opitz, Gemeinsame Sache, Handys und Smartphones mit dem Windows-PC synchronisieren

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 23/2009.

Artikel zum Thema "Die iPhone-Liga" finden Sie in der c't 23/2009:
Smartphone-Betriebssysteme im Test S. 86
Übersicht über verfügbare Geräte S. 98

(rop)