De-Kurzdomains sehr ungleich verteilt

Ein einzelner Anbieter konnte fast 28 Prozent der attraktiven de-Kurzdomains ergattern.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 386 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Monika Ermert

Knapp 28 Prozent der besonders interessanten ein- und zwei-Buchstaben-Domains unter .de gingen beim gestrigen DeNIC-Start der "kleinen Domains" an einen einzigen Anbieter, die Tec-Media-Service. Insgesamt 193 mal steht die Agentur im Whois für die bereits nach weniger als einer halben Stunde vergebenen Domains. Auf Platz zwei folgte, mit großem Abstand, aber immerhin noch 48 Kurzdomains, realtime.at. 19 der ganz kurzen Domains realisierte Key-Systems. Die meisten DeNIC-Mitglieder blickten nach dem ersten Ansturm etwas verdattert auf die Bilanz. Viele hatten allenfalls einzelne Kurzdomains ergattern können und fingen an zu rechnen, ob das mit rechten Dingen zugegangen sein kann.

"Mathematisch" sei klar, was passiert sei, sagte DeNIC-Chefin Sabine Dolderer. Offenbar hatten sich zahlreiche DeNIC-Mitglieder an einem Pool von Tec-Media-Service-Partner Bionic beteiligt. Christoph Grüneberg, Direktor von Bionic Reservation Service Ltd., reagierte auf die Anfrage von heise online an die Tec-Media-Service mit einer kurzen Erklärung. "Unsere Firma hat mit einem Technik-Partner eine Infrastruktur zur Teilnahme am Vergabeverfahren zur Verfügung gestellt. Zahlreiche DeNIC-Mitglieder haben sich entschlossen, diese technische Dienstleistung in Anspruch zu nehmen", ließ Grüneberg wissen.

Auf diese Weise habe über den von Bionic beauftragten Technik-Dienstleister Hexonet tatsächlich mehr als vier Domains je Minute reserviert werden können. "Die Regel von maximal vier Domains pro Minute galt selbstverständlich für jedes einzelne unserer DeNIC-Mitglieder", sagte Grüneberg. Zur Frage, wie viele Domains für wie viele Kunden registriert wurden, mochte Grüneberg vorerst keine Aussage machen.

Ebenfalls bedeckt hielt sich Grüneberg, was die Zahl der Denic-Mitglieder anbelangt, die ihren Zugang dem Pool überlassen hatten. Beobachter kalkulierten aber damit, dass es bis zu 50 sein könnten. Für viele DeNIC-Registrare war offenbar eine Poollösung attraktiv, weil es ihnen den Programmieraufwand ersparte, der innerhalb von wenigen Tagen zu erbringen war. Was für die einzelnen Registrare dabei heraus sprang, ist nicht klar, in der Szene wird allerdings von Angeboten über bis zu 10.000 Euro für die Überlassung des Registrierzugangs gesprochen.

Beim Domain-Auktionshaus Sedo hatte man ebenfalls um Partner geworben, aber auf eine so hohe Zahl habe es Sedo bei weitem nicht gebracht, sagte eine Sprecherin. Zwischen 10 bis 20 Prozent der 3000 Domains, für die man vorab Höchstgebote erhalten habe, habe man mit den Partnern realisieren können. Darunter dürften allerdings auch längere Buchstaben- und Zahlendomains sein. Im zweiten Schritt will man jetzt versuchen, für die leer ausgegangen Bieter doch noch zum Zug zu kommen.

Für die kommenden Tage wird nun noch mit manchem Hin und Her bei den kurzen Domains gerechnet. Ohnehin müssen korrekte und laut Registrierbedingungen zulässige Whois-Einträge an manchen Stellen nachgetragen werden. Dann wird vielleicht manch ein Deal noch klarer. DeNIC-Chefin Dolderer betont, man habe sich bemüht, ein faires und transparentes Angebot zu machen und das auch technisch durchzusetzen. "Wir haben aber wenig Einfluss darauf, was die Leute dann hinter den Kulissen machen", sagt sie mit Blick auf die ungleiche Verteilung. Die Poollösungen als solche seien nicht illegal.

Eine technische Überprüfung bekam mindestens ein Provider zugesichert, der wegen eines Problems im Registriersystem anfangs keine Registrierwünsche einliefern konnte. Mögliche rechtliche Schwierigkeiten wegen der ebenfalls vergebenen Adressen wie kz.de oder ss.de seien wohl davon abhängig, welche Inhalte über die Seiten angeboten werden, schätzt Dolderer. Würden rechtsradikale Inhalte angeboten, dann wären diese Adressen rasch wieder gelöscht, schätzt Dolderer. (jo)