Konsolenhersteller entdecken Games Convention als gutes Terrain

Die großen Hersteller von Spielekonsolen haben Europas einzige Publikumsmesse für Computerspiele in Leipzig als gutes Terrain entdeckt und lassen nichts unversucht, die Konkurrenz im heiß umkämpften Konsolenmarkt auszustechen.

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Von
  • Renate Grimming
  • dpa

Auf Europas einziger Publikumsmesse für Computerspiele in Leipzig werden nach Schätzungen der Messeleitung bis zum Sonntag bis zu 100.000 Spielefans im bunten Trubel untertauchen. Auch die großen Hersteller der Spielekonsolen haben die Messe als gutes Terrain entdeckt und lassen nichts unversucht, mit neuen Ankündigungen und aufwendigen Stand-Konzepten die Konkurrenz im heiß umkämpften Konsolenmarkt auszustechen.

Nach einer langen und erbitterten Preisschlacht, in der die Preise der High-Tech-Spielzeuge von den ursprünglich rund 1000 DM mittlerweile auf 200 Euro gepurzelt waren, geht der Kampf unter den führenden Herstellern Sony, Microsoft und Nintendo nun im Internet weiter.

Die beiden großen Konkurrenten Sony und Microsoft setzen inzwischen in der Hauptsache auf ihre Online-Spieleplattformen. Zudem wollen die Unternehmen mit einer breit angelegten Palette verschiedenster Spiele neue Zielgruppen aus der ganzen Familie erschließen. "Die Spielerfahrung wird neu definiert, um neuen potenziellen Zielgruppen den Zugang zu ermöglichen", sagte Manfred Gerdes, Deutschland-Chef von Sony Computer Entertainment.

Auf einer 1000 Quadratmeter großen Fläche hat Marktführer Sony in Leipzig dafür eine "große Erlebniswelt" aufgebaut und präsentiert dort eine ganze Reihe von Spieleneuheiten und Weltpremieren. Neue Käuferschichten sollen unter anderem mit dem neuen Spiele-Genre EyeToy erschlossen werden, das Sony erstmals im März auf der CeBIT in Hannover präsentiert hatte. Mit zwölf neuen Spielen aus der Reihe weitet das Unternehmen sein Engagement in der neuen Sparte weiter aus. EyeToy ist eine völlig neue Form von realistischen Spielen. Mit Hilfe einer kleinen Kamera wird der Spieler direkt in das Spielszenario integriert und agiert statt mit Joystick oder Tastatur direkt mit seinen Körperbewegungen.

Die auf dem Leipziger Messegelände aufgebauten und vernetzten Playstation2-Konsolen sind dennoch die Hauptattraktionen der japanischen Spieleschmiede. Das Marktforschungsinstitut Datamonitor erwartet für das Jahr 2004 in der Online-Spielebranche schließlich ein Wachstum von heute rund 670 Millionen auf rund zwei Milliarden US-Dollar.

Während Hauptgegner Microsoft den Start seiner Online-Plattform Xbox Live bereits im Frühjahr zur CeBIT deutschlandweit feierte, war Sony mit seinem Netzwerkadapter für die Playstation erst am 25. Juni am Markt. Doch die zeitliche Verzögerung will das Unternehmen längst ausgeglichen haben. Mit 15.000 verkauften Adaptern allein in den ersten zwei Monaten sieht das Unternehmen die Playstation als die erfolgreichste Spielekonsole im Netzwerk.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Auch Microsoft setzt all seine Hoffnungen auf die Spieleplattform Xbox Live, um endlich aus dem Schatten der Playstation treten zu können. Auf verschiedenen Haupt- und themenbezogenen Satellitenständen setzt das Unternehmen den ortsungebundenen Spielspaß in den Leipziger Messehallen in Szene. Seit dem Frühjahr konnte das Unternehmen nach eigenen Angaben bis heute weltweit rund 9,4 Millionen Xbox-Konsolen verkaufen und 500.000 zahlende Abonnenten für Xbox Live gewinnen.

Auch nach mehreren Rückschlägen in den vergangenen Jahren geht der "Branchenneuling" im Kampf um die Marktführerschaft weiter in die Offensive. "Wir wollen mittelfristig Marktführer werden", sagte Marketing-Chef Martin Bachmeyer. In den kommenden fünf Jahren werde Microsoft insgesamt zwei Milliarden Dollar in die Online-Plattform Xbox Live investieren. Für das kommende Frühjahr plant das Unternehmen dann die "totale Vernetzung". Dann soll die Xbox auch mit dem Handy, dem Computer und dem Taschen-PC kommunizieren können. "Über die Xbox-Plattform ist dann vom Party feiern, Verabreden, Unterhalten und Spielen alles möglich", so Bachmeyer.

Nach Einschätzung des Marktforschungsinstituts Forrester Research wird Microsoft dennoch seinen japanischen Rivalen in dieser Gerätegeneration nicht mehr abhängen. Sowohl Sony als auch Microsoft wollen Konsolen der dritten Generation voraussichtlich ab 2005 auf den Markt bringen. Doch immerhin hat der Softwaregigant nach eigenen Angaben seinen Gegenspieler Nintendo in Deutschland wieder auf den dritten Rang verwiesen.

Das japanische Traditionshaus gibt sich aber ebenfalls optimistisch. Für das kommende Jahr rechnet Nintendo weiter mit deutlichen Zuwächsen. "Wir behaupten in allen Marktsegmenten eine starke Position", sagte Axel Herr, Deutschland-Chef von Nintendo. In Deutschland hat das Unternehmen inzwischen 34 Millionen GameBoy-Konsolen und 280.000 GameCubes verkauft. Nimmt man alle Nintendo- Konsolen vom Gameboy über den Gameboy Advance bis zum GameCube zusammen, führt das Unternehmen nach eigenen Angaben in Deutschland den Markt mit einem Marktanteil von 48 Prozent an und verweist Sony (43 Prozent) und Microsoft (10 Prozent) auf die hinteren Plätze. (Renate Grimming, dpa) / ()