11. Deutscher Perl-Workshop in Frankfurt

Kein bisschen staubig gebärdete sich der 11. Deutsche Perl-Workshop. Rund 70% der Teilnehmer waren zum ersten Mal dabei und die Anzahl ist leicht steigend.

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Von
  • Martin Edenhofer

Kein bisschen staubig gebärdete sich der 11. Deutsche Perl-Workshop, der letzte Woche in Frankfurt am Main stattfand. Rund 70 Prozent der Teilnehmer waren zum ersten Mal mit von der Partie, und die Teilnehmeranzahl ist leicht steigend. Ein wichtiges Thema war Perl 6, das am Horizont langsam aufscheint.

Trotz "Finanzkrise" trafen sich über 130 Perl-Anhänger – das sind mehr als letztes Jahr –, um in familiärer Atmosphäre auf dem gut organisierten 11. Deutschen Perl-Workshop über die Programmiersprache Perl zu diskutieren. Die Teilnehmer, von denen rund 20 Prozent auch Vorträge hielten, tauschten sich über Neuigkeiten der CPAN-Welt und Themen rund um Anwenderberichte und Software-Projekte aus. Im Mittelpunkt des Interesses standen der "Geschäftseinsatz" und die Tauglichkeit von Perl. Um die Sprache gibt es zwar keinen Hype mehr wie in den 90ern, aber sie ist nicht selten unter der Haube zu finden ist, ohne dass es bekannt wäre.

Alle Vorträge und Diskussionen des Community-Events waren von der Professionalität der Vortragenden und Teilnehmer gekennzeichnet. Perl-Programmierer hatten in der Vergangenheit oft den Ruf einer "nicht zähmbaren" und "unstrukturierten" Spezies. Dies hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt und wurde auf dem Workshop unter Beweis gestellt. Strukturiertes Perl mit anerkannten Qualitätsrichtlinien in den Vorträgen unterstreicht den Weg in die richtige Richtung und deutet auf Aufbruchsstimmung hin.

Am ersten der drei Veranstaltungstage konnten die Teilnehmer zwei halbtägige Tutorials besuchen: "42 Goldene Regeln für Perl im Unternehmenseinsatz" von Alvar Freude und "PostgreSQL optimieren und mit Perl kombinieren" von Andreas Scherbaum. Das restliche Programm der Konferenz bestand aus 10- bis 40-minütigen Vorträgen, von profunden und interessanten Diskussionen begleitet.

Einige Referenten präsentierten Perl im Unternehmens- und Organisationseinsatz wie Martin Kutters "Corporate Perl: Siemens Mosaic Message Gateway". Es ging um ein eine HA-Cluster-Anwendung, die den Versand von SMS- und anderen Nachrichten sicherstellt. Maik Hensches Vortrag "Xen Test Automation bei AMD" thematisierte eine Testumgebung, die Prozessoren (Proto- und Serientypen) und Drittanbieter-Softwareprodukte wie die GCC (GNU Compiler Collection) in verschiedenen Konstellationen und Zuständen automatisch testet und Fehler schnell erkennt.

Steffen Ullrich verdeutlicht Zusammenspiel von IPv6 und Perl

Über Internationalisierung sprachen Michael Kröll in "I18N mit XSLT und Perl" und Steffen Winkler in "DBD::PO – Mit SQL GNU gettext PO Files bearbeiten". Die anschließenden Diskussionen zeigten, dass es bei dem Thema noch keinen einheitlichen Weg gibt und es immer wieder zu Problemen kommt. Um den Bereich Netzwerk kümmerte sich Steffen Ullrich mit "IPv6 Migration und Perl" und "SSL richtig nutzen mittels IO::Socket::SSL".

Sehr informativ und inspirierend war auch Steffen Müllers Vortrag zu "Application deployment and dependency management with PAR", der für verteilte Systeme neue Möglichkeiten zeigte. Viele sehen bei Perl im Deployment eine Schwäche. Mit PAR ("P"erl "AR"chive) ist es möglich, zur Laufzeit Perl-Code und seine Abhängigkeiten über sogenannte PAR-Pakete auf unterschiedliche Systeme zu verteilen.

Weitere gute Vorträge waren Fritz Mehners "Der Editor Vim/gVim als Perl-IDE", indem mit einfachen Beispielen gezeigt wurde, wie man mit Plug-ins und einigen Einstellungen eine leistungsfähige Perl-IDE zaubert. Ulrich Habels Vortrag über "Reverse Testing" beschrieb, wie man eine existierende API oder sogar eine Blackbox-Applikation nachträglich in ein Test-Framework integriert.

Nach langem Warten ist Perl 6, das immer wieder ein Thema in den Vorträgen war, am Horizont erkennbar. In Diskussionen bei Vorträgen wie zu IPv6 wurde im Publikum die Frage gestellt, wie sich die Perl-5- zur Perl-6- Implementierung verhält. Auch gab es am Rande der Veranstaltung eine Perl-6-Trainingsveranstaltung, die als "Break-out-Session" (also unabhängig von der Veranstaltung) stattfand.

Im nächsten Jahr soll der Deutsche Perl-Workshop entweder in Kombination mit dem österreichischen in Wien/Salzburg oder in Stuttgart stattfinden. Nähere Informationen gibt es rechtzeitig unter perl-workshop.de. (ane)