Kino-Digitalisierung gerät ins Stocken

Die Filmwirtschaft hat die Finanzierungsvorschläge von Kulturstaatsministerium und der Filmförderungsanstalt abgelehnt, offenbar wegen eines einzigen Abweichlers: Der Kinokette UCI.

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Von
  • Jan-Keno Janssen

Die flächendeckende Digitalisierung der deutschen Kinos ist ins Stocken geraten. Der von Kulturstaatsminister Bernd Neumann und der Filmförderungsanstalt (FFA) vorgelegte Finanzierungsvorschlag wurde von der Kinowirtschaft abgelehnt.

Die Pläne sahen vor, einen 280 Millionen Euro schweren "Solidarfonds" einzurichten. An dem Topf sollten sich Filmverleiher, Kinobetreiber, die FFA sowie Bund und Länder beteiligen. Die FFA hatte bereits 40 Millionen Euro zugesagt, Bund und Länder wollten laut der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung 60 Millionen Euro zuschießen. Voraussetzung war laut FFA aber, dass die Kinobetreiber ihre Klagen gegen das Filmförderungsgesetz zurücknehmen und eine vorbehaltslose Zahlung ihrer Abgaben sicherstellen. Die Kinokette UCI hat nun laut FFA erklärt, ihre Klage aufrechtzuerhalten – entgegen der Empfehlung des Hauptverbands deutscher Filmtheater. "Damit ist die Grundlage für die beabsichtigte Vereinbarung zwischen Kino, Verleih und Produktion sowie der öffentlichen Hand zu einer gemeinsamen flächendeckenden Digitalisierung entfallen", wird FFA-Präsident Eberhard Junkersdorf in einer Pressemitteilung zitiert.

Mit Geldern aus dem Solidarfonds wäre es auch kleinen Kinos möglich gewesen, die Digitalisierung zu finanzieren. Die Kinokette UCI, die 2004 vom Private-Equity-Unternehmen Terra Firma Capital Partners übernommen wurde, hat bereits in fast jedem ihrer 24 deutschen Multiplex-Kinos zumindest einen Saal umgerüstet. UCI nutzt die Digitalsäle primär für 3D-Vorführungen.

Insgesamt sind erst weniger als 10 Prozent der bundesweit 4800 Kinosäle auf Digitaltechnik umgestellt. Die Umrüstungskosten betragen je nach gewünschter Technik und Leinwandgröße zwischen 70.000 und 100.000 Euro pro Saal.

Nach dpa-Informationen ist die geplante flächendeckende Digitalisierung der Kinos in Deutschland nicht vom Tisch. Sie soll jetzt auf anderen Wegen finanziert werden. Den Klagen gegen die Kinoabgabe wollen Kulturstaatsminister Neumann und die FFA nun mit einer Gesetzesnovellierung des Filmfördergesetzes begegnen.

Siehe dazu auch:

  • Rollentausch, Report über die Qualitätsunterschiede digitaler und analoger Kinoprojektion (0,60 Euro im Download-Archiv)
  • 3D 2.0 Neuer Anlauf für Stereoskopie im Kino
  • Ganz alt, aber neu Digitaltechnik lässt 3D boomen
  • Aktualisierte Liste der 3D-Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz