Preisschilder überall

Das Start-up Pixazza, das unter anderem von Google mitfinanziert wird, will Bloggern eine neue Einnahmequelle verschaffen.

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Das Start-up Pixazza, das unter anderem von Google mitfinanziert wird, will Bloggern eine neue Einnahmequelle verschaffen.

Es gibt Arbeiten, bei denen sind Computer trotz zahlreicher algorithmischer Fortschritte in den letzten Jahren noch immer schlechter als der Mensch: Das schnelle Erkennen und Einordnen von Bildern gehört bis heute in diese Kategorie. So macht es beispielsweise technisch wie wirtschaftlich nach wie vor Sinn, dass man beim Amazon.com-Webdienst "Mechanical Turk" Nutzer für Cent-Beiträge pro Bilddurchgang zum Markieren und Beschreiben von Fotos, in der Fachsprache "Tagging" genannt, beschäftigen kann – das Endergebnis ist dank Faktor Mensch bislang zumeist akkurater als ein automatisches System.

Das Start-up Pixazza aus dem kalifornischen Mountain View will aus diesem Tagging von Bildern nun anderweitig ein Geschäft machen: Jedes Foto, das in Weblogs oder sozialen Netzwerken eingestellt wird, soll dank passender Markierungen zum integrierten Online-Shop werden. Die von Google Ventures, dem Risikokapitalarm des Internet-Riesen, mitfinanzierte Firma wendet sich mit ihrem Dienst an Blogger und andere Web 2.0-Nutzer.

Bei den beiden Pilot-Angeboten, den Gossip-Websites "Celebuzz" und "Just Jared", sieht das dann so aus: Wird ein Bild eines US-Filmsternchens gepostet, kann der Blog-Betreiber zuvor Bereiche der Aufnahme markieren, in denen Produkte zu sehen sind. Handelt es sich beispielsweise um eine Sonnenbrille von Marke X, führt ein entsprechender Link sofort zum Shop, derzeit sind das zumeist der E-Commerce-Riese Amazon.com und dessen Fashion-Tochter Zappos. Der Betreiber der Seite erhält seinen "Cut", sollte es schließlich zum Einkauf kommen; ein Teil davon bleibt bei Pixazza hängen.

Neben den Pilot-Seiten wird das Angebot inzwischen von zehn weiteren kleineren und größeren Websites eingesetzt. Tausende weitere interessierte Blog-Betreiber hätte sich gemeldet, sagt Pixazza-Technikchef James Everingham. Der werkelte früher in gleicher Position bei einem Call-Center-Outsourcer und kennt sich mit der verwinkelten Welt der Heimarbeit aus. 2010 wolle Pixazza rasch expandieren.

Etwas weniger als 6 Millionen US-Dollar stehen zur Etablierung des Dienstes an Kapital zur Verfügung – investiert haben neben Google Ventures auch die beiden bekannten Silicon-Valley-Risikofinanzierer August Capital und CMEA.

Für den Nutzer bedeutet die Pixazza-Einbindung allerdings zunächst eine Umstellung. Bewegt er seine Maus künftig über ein Bild, tauchen überall kleine Preisschilder auf. Bleibt man auf diesen stehen, verdunkelt sich die Seite und ein Produktfenster erscheint – mitsamt Preis und Angaben, ob es das Dargestellte vielleicht gerade versandkostenfrei oder als Sonderangebot gibt. Das Tagging kann dabei schnell ins Detail gehen, markierte Elemente müssen nur wenige Bildpunkte groß sein. Um Abwechslung zu schaffen, können auch Icons wie Schiffe (für Reiseseiten) oder Infomarkierungen eingeblendet werden, die etwas weniger kommerziell wirken.

Das Tagging kann entweder durch die Blogger selbst oder so genannte "Experten" erfolgen, die Pixazza selbst anwirbt. Die bekommen dann ebenfalls einen Teil der Verkaufskommission. Welche Seiten sie gerade taggen, wissen sie allerdings nicht: Pixazza hat eine Software entwickelt, die alle zu markierenden Bilder in einen großen Katalog einbindet. Dieser wird dann im Stil von Mechanical Turk schrittweise abgearbeitet, bis wirklich noch das kleinste Fashion-Accesoire in den passenden Online-Shop führt. "Experten" werden aber auch in anderen Shopping-Bereichen gesucht – vom Innenarchitekturkenner bis hin zu Gadget-Freak.

Neben der Verkaufskommission als "Pay per Click"-Verfahren bietet Pixazza für Werbetreibende auch noch andere Reklameformen an. So können sie beispielsweise auch nur für Werbeeinblendungen zahlen, die erscheinen, wenn der User seine Maus über ein Bild bewegt. Die Einbindung durch Blogger soll dabei sehr einfach sein: "Eine Zeile Javascript-Code genügt", heißt es dazu von Pixazza.

Das Start-up hat sich einiges vorgenommen. In der Firmenpräsentation heißt es, man sehe sich als eine Art "Google Adsense für Bilder". Ob die Firma diesen höchst erfolgreichen textbasierten Werbedienst des Internet-Riesen auf Bilderwelten übertragen kann, bleibt abzuwarten. Sollten sich die User daran gewöhnen, wären die künftigen Ausbaumöglichkeiten groß: Videos kann man nämlich längst ebenfalls taggen. (bsc)