Streit um Gesetz gegen "Internet-Piraterie" in Spanien

Ein Gesetzentwurf der Kulturministerin hat in Spanien viel Kritik ausgelöst. Es sieht vor, dass Websites, die Urheberrechtsverletzungen ermöglichen, ohne richterliche Anordnung gesperrt werden können.

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Von
  • dpa

Die spanische Regierung hat mit einem Gesetzentwurf zum Schutz vor Urheberrechtsverletzungen im Internet eine Welle der Empörung im Land ausgelöst. Die Initiative im Gesetz für eine nachhaltige Wirtschaft (PDF-Datei) sieht vor, ohne richterliche Anordnung Websites sperren zu lassen, die das illegale Kopieren von Musik, Filmen oder Software ermöglichen. Internetnutzer, Betreiber von Online-Portalen und auch Journalisten kritisierten das Vorhaben als Verstoß gegen die Informations- und Meinungsfreiheit. Angesichts der Proteste ist die Regierung laut Medienberichten zum Einlenken bereit.

"Die Regierung wird von sich aus keine Internetseite und auch keinen Blog sperren lassen", sagte Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero. So etwas könne nur ein Richter nach einer entsprechenden Anzeige veranlassen. Der Gesetzentwurf werde notfalls geändert. Der Regierungschef wies damit seine Kulturministerin Ángeles González-Sinde zurecht. Diese hatte die Regelung vorgelegt und die Absicht bekräftigt, verdächtige Internetseiten nach der Prüfung durch eine Kommission auf dem Amtswege schließen zu lassen. Zudem sollen die Nutzer dieser Seiten ermittelt werden.

Nach Ansicht der Kritiker öffnet dies der Zensur Tür und Tor. "Ich halte das für höchstgefährlich. So etwas machen China oder Kuba, aber doch keine demokratischen Staaten", sagte der bekannte Journalist und Blogger Ignacio Escolar. Mit dem Kampf gegen Raubkopierer habe das nichts mehr zu tun. Die Kulturschaffenden sowie die Musik- und die Filmindustrie unterstützen dagegen das geplante Gesetz. Sie wünschen sich sogar ein noch härteres Durchgreifen. Nach ihrem Willen sollen "Raubkopierer" wie in anderen Ländern mit Internetverboten bestraft werden.

(anw)