Großes Interesse an neuen Top-Level-Domains

Das Interesse an neuen Top Level Domains wie .berlin, .bayern, .hotel oder .köln ist in Deutschland so groß wie in keinem anderen Land der EU.

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Von
  • Monika Ermert
  • Johannes Endres

Das Interesse an neuen Top Level Domains wie .berlin, .bayern, .hotel oder .köln ist so groß wie in keinem anderen Land der EU. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der eco-Verband reagieren am heutigen Mittwoch mit der sechsten Veranstaltung zum Thema "Chancen und Risiken neuer Top Level Domains". Eco-Chef Harald Summa sagte vorab, er reche damit, dass die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) an die hundert Bewerbungen aus Deutschland erhalten könnte. Der Zeitplan für die Einführung steht allerdings nach wie vor nicht fest. Auch vom eigens nach Berlin angereisten neuen ICANN-CEO Rod Beckstrom ist dazu heute keine Aussage zu erwarten.

Auf ihrem jüngsten Treffen in Seoul hatte die ICANN mitgeteilt, dass der bis dahin ausgegebene Zeitplan nicht zu halten sei, der einen Start der Bewerbungen fürs kommende Frühjahr vorsah. Die für die DNS-Verwaltung zuständige Organisation will die Einführung des für Domain-Authentifizierung sorgenden DNSSEC-Protokolls abwarten. Auch Markenrechtsverbände in den USA und die US-Regierung hatten eine langsamere Gangart empfohlen.

Interessierte Bewerber in Deutschland müssen sich also weiterhin in Geduld üben, auch was die Verabschiedung der endgültigen Bewerbungsbedingungen anbelangt. Summa sagte, das große Interesse an dem Thema rühre wohl nicht zuletzt von dem gut entwickelten Domainmarkt. Über 20 Millionen generische und de-Domains seien in Deutschland registriert, 200 Registrare seien tätig und noch einmal rund 2000 Wiederverkäufer. Wie gut die neuen Angebote angenommen würden, werde allerdings am Ende der Markt klären.

Die beträchtlichen Investitionskosten von rund einer halben Million werde vorerst auch dafür sorgen, dass mancher "vernünftige Kämmerer" einer Bewerbung eine Absage erteilen würde, schätzt Summa. Bei den geographischen TLDs, also Städte- oder regionalen TLDs, werde auch nach wie vor diskutiert, ob es sich dabei um ein reines Wirtschaftsgut handele oder ob das öffentliche Interesse überwiege.

Dass der deutsche Domainmarkt und gerade auch Regional-TLDs offenbar als spannende Unternehmung gesehen werden, belegt nicht zuletzt der Wettbewerb um die TLD .bayern. Zusätzlich zu dem von verschiedenen Münchner Unternehmern Mitte 2008 gegründeten Verein dotBayern e.V. hat auch das anglo-amerikanische Unternehmen Top Level Domain Holdings beziehungsweise deren Tochter Minds&Machines seine Fühler nach Bayern ausgestreckt und will dort mit der BayernConnect GmbH ins Rennen gehen. Um möglichst bayerisch-authentisch zu sein, hat sich BayernConnect einen bayerischen Prinzen, "Seine Königliche Hoheit Prinz Leopold von Bayern", als Schirmherr gewonnen. Prominente Schirmherren sind das Markenzeichen von Minds&Machines auch bei seinen zahlreichen anderen Bewerbungen.

Einen besseren Überblick über die Bewerbungen in Deutschland und anderen Ländern könnte es bald geben, wenn der ICANN-Vorstand bei seiner Sitzung heute grünes Licht für ein Verfahren gibt, nach dem potentielle Bewerber einen "letter of intent" an ICANN schicken können. Immerhin kann ICANN-CEO Beckstrom heute in Berlin berichten, ob er bei der Sitzung für ein solches Verfahren stimmen wird. (je)