US-Wettbewerbsbehörde eröffnet Verfahren gegen Intel

Die Vorwürfe wiegen schwer: Intel soll über ein ganzes Jahrzehnt hinweg seine marktbeherrschende Stellung missbraucht, den Wettbewerb erstickt und sein Monopol gestärkt haben. Auch wurden Compiler so programmiert, dass Prozessoren der Konkurrenz beim SPEC-CPU-Benchmark den eigenen Produkten unterlegen waren.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Die US-Wettbewerbsbehörde FTC (Federal Trade Commission) hat nach Monaten der Vorbereitung am Mittwoch ein offizielles Verfahren gegen den Prozessor-Hersteller Intel eröffnet. Die Vorwürfe wiegen schwer: Intel soll über ein ganzes Jahrzehnt hinweg seine marktbeherrschende Stellung missbraucht, den Wettbewerb erstickt und sein Monopol gestärkt haben. Weitgehend bekannt ist spätestens seit der Einigung mit AMD, dass der Konzern unter anderem PC-Hersteller wie Dell und Hewlett-Packard dafür bezahlt hat, Verträge mit dem Konkurrenten AMD aufzukündigen oder dessen Chips erst verspätet einzubauen.

Subtiler ist hingegen die Tatsache, dass Intel laut FTC Compiler so programmiert hat, dass Prozessoren der Konkurrenz beim SPEC-CPU-Benchmark den eigenen Produkten unterlegen waren. Über diese Compiler-Animositäten hatte c't bereits im Jahr 2005 berichtet und später auch einen Patch entwickelt, der Nicht-Intelianern zu einer spürbaren Performance-Steigerung verhalf. Intels Vorgehen sei Teil einer systematischen Kampagne, "überlegene Produkte von Wettbewerbern auszubremsen", die eine Bedrohung für den Marktanteil des Unternehmens darstellten, formuliert die FTC scharf.

Auch im Bereich der immer wichtiger werdenden GPUs fahre Intel eine "Anti-Wettbewerbs-Strategie", führen die amerikanischen Wettbewerbshüter weiter aus. Das Unternehmen trete die Prinzipien des Fair Play und die Gesetze zum Schutz des Wettbewerbs mit Füßen, kommentierte FTC-Direktor Richard Feinstein die Ergebnisse der Untersuchungen. Intel, das derzeit rund 80 Prozent des Weltmarkts für Computerchips kontrolliert, nahm schon im vergangenen Jahr Stellung zu den Vorwürfen und bezeichnete seine Geschäftspraktiken dabei als gesetzeskonform.

Eine mündliche Verhandlung in der Angelegenheit wurde von der FTC für den 15. September 2010 anberaumt. Die EU-Kommission hatte bereits im Mai 2009 eine Rekordstrafe von 1,06 Milliarden Euro gegen Intel wegen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung verhängt. Das Unternehmen habe Millionen europäischer Verbraucher geschadet, indem es viele Jahre lang gezielt versucht hatte, Wettbewerbern den Zugang zum Computerchipmarkt zu verwehren, lautete die Begründung. Wegen illegaler Rabatte und Bestechungszahlungen in der Computerbranche verklagte zuletzt auch New Yorks Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo den Konzern. (pmz)