USA: Kino macht mehr Umsatz als DVD

Zum ersten Mal seit 2002 hat die US-Filmbranche wieder mehr Geld an den Kinokassen eingenommen als mit dem Verkauf von Filmen auf DVD. Der Trend stellt die Studios vor neue Herausforderungen bei der Film-Finanzierung. Das 3D-Spektakel Avatar hat inzwischen über eine Milliarde US-Dollar eingespielt.

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Zum ersten Mal seit 2002 haben US-Verbraucher im vergangenen Jahr wieder mehr Geld für Kinokarten ausgegeben als für Filme auf DVD. Laut bisher unveröffentlichter Zahlen von Marktforschern sei der Umsatz an den Kinokassen 2009 um 10 Prozent auf 9,87 Milliarden US-Dollar (6,9 Milliarden Euro) gestiegen, berichtet das Wall Street Journal. Gleichzeitig seien die Einnahmen aus dem Verkauf von DVD-Filmen – seit Jahren das größte Stück vom Umsatzkuchen der Studios – um 13 Prozent auf 8,73 Milliarden US-Dollar gesunken. Andere Statistiken, in denen Einspielergebnisse aus Kanada eingerechnet sind, kommen auf einen Gesamtumsatz an nordamerikanischen Kinokassen von 10,6 Milliarden US-Dollar. Auch die deutsche Kinobranche rechnet mit einem Rekordjahr, konkrete Zahlen soll es Mitte Januar geben.

Für den Boom an der Kinokasse sorgten Blockbuster wie die Transformers-Fortsetzung, die Animationsfilme Up und Ice Age 3 sowie die letzte Harry-Potter-Verfilmung. Das 3D-Spektakel Avatar, obwohl erst zum Jahresende gestartet, hat sich mit rund 350 Millionen US-Dollar Umsatz in zwei Wochen auf den zweiten Platz der Jahresbestenliste katapultiert, dabei aber auch vom 3D-Preisaufschlag von bis zu 5 US-Dollar pro Ticket profitiert. Weltweit hat Avatar inzwischen über eine Milliarde US-Dollar eingespielt und ist der erste Film, der das nach nicht einmal drei Wochen schafft. Regisseur James Cameron ist nun der einzige im exklusiven Club der Box-Office-Milliardäre, der die Umsatzmarke mit Avatar und Titanic gleich zwei Mal geschafft hat.

Sinkende Umsätze mit DVD stellen die Studios vor neue Herausforderungen bei der Finanzierung. Bisher waren die Einnahmen aus dem DVD-Verkauf eine sichere Bank und damit eine feste Größe für die Finanzierung. Mit sinkenden Einnahmen werden weniger Filme produziert; die Studios konzentrieren sich auf international vermarktbare Massenware, die zwar mit gigantischen Budgets von 100 bis 200 Millionen US-Dollar (oder, wie wohl bei Avatar, über 300 Millionen) hergestellt werden, aber auch weltweit hohe Einnahmen versprechen. Kleinere Produktionen mit schwächeren Renditeerwartungen bleiben auf der Strecke.

Gerade bei den teuer produzierten Blockbustern sind die Einnahmen aus dem DVD-Verkauf und -Verleih eine feste Größe im Budget. Die Industrie versucht den Schwund mit allen Mitteln einzudämmen. Die Hoffnungen, die auf der Blu-ray Disc liegen, könnten allerdings enttäuscht werden. Zwar wächst der Markt schnell, doch scheinen die Verbraucher den Studios einen weiteren Geldsegen, wie ihn die Industrie beim Wechsel von VHS zur DVD erlebte, nicht bescheren zu wollen.

Stattdessen erfreuen sich günstige Verleihanbieter steigender Beliebtheit. Während die Zahl der Verleihvorgänge auf dem US-Markt laut der vom WSJ genannten Zahlen im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent stieg, wuchs der Umsatz nur um 1 Prozent auf 8,15 Milliarden US-Dollar. Andere Marktforscher sprechen von einer deutlicheren Belebung des Marktes. Gegen den Preisverfall auf dem ebenfalls wichtigen Verleihmarkt gehen die Studios auch mit Rechtsmitteln vor. Der Automatenverleiher Redbox, der Filme für einen Dollar pro Tag verleiht, hat einschlägige Erfahrungen mit den Studios sammeln können. (vbr)