CES

Toshibas Cell TV zeigt Filme und Fotos in 3D

Der leistungsstarke Cell-Prozessor soll Toshibas Flachbildfernsehern neue Power verleihen: Mehr Bildqualität, Internetanbindung und 3D auch von selbst erstellten Inhalten.

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Der gemeinsam mit Sony und IBM entwickelte Cell-Prozessor soll Toshibas Cell TV genannten Flachbildfernseher zu ungeahnter Power bezüglich Bildqualität und Funktionsumfang verhelfen. Hierfür steht ein Achtkern-Prozessor mit jeweils 3,2 GHz und einer theoretischen Rechenleistung von 200 GFLOPs zur Verfügung. Zum Vergleich: Die bisherigen Regza-Flachbildfernsehern mit Toshibas Meta-Brain-Chip erreichen etwa 1,4 GFLOPs.

Das zunächst bemerkenswerteste Feature der Cell TVs ist ihre 3D-Fähigkeit: In Kombination mit einer aktiven Shutterbrille kann man an den flinken Schirme stereoskopische Inhalte genießen. Die Brille wird dazu direkt mit dem TV synchronisiert, den Geräten soll zumindest eine Brille beiliegen. Unterstützt wird das im 3D-Blu-ray-Standard vorgesehene MVC-Format, bei dem die Stereobilder im Zeitmultiplex verwoben werden, sowie voraussichtlich weitere räumliche Multiplexing-Verfahren wie side-by-side und checkerboard. Die Aufbereitung der übermittelten Stereobilder erfolgt direkt im Display; denselben Ansatz mit aktivem Shuttern verfolgen Sony und Panasonic in ihren auf der CES gezeigten 3D-Fernsehern.

Zusätzlich kann der Cell-Prozessor auch 2D-Inhalte in Echtzeit automatisch in 3D-ähnliche Sequenzen umwandeln und so alle Inhalte quasi in die dritte Dimension erheben. Hiermit will Toshiba allerdings nicht die Arbeit der Hollywood-Studios ersetzen, in denen derzeit ältere Filme 3D-iisiert werden – durch die automatische Konvertierung wird den Bildern nur eine dreidimensionale Anmutung verliehen. In erster Linie hat Toshiba bei der Wandlung Inhalte im Sinn, die vom Anwender selbst produziert wurden, also beispielsweise Videoclips vom letzten Familienausflug und angeblich sogar Spiele. Aber auch gewöhnliche Fernsehsendungen lassen sich dreidimensional wandeln.

Alle Signale mit geringerer Auflösung sollen durch Upscaling mit der Net Resolution+ genannten Technik auf den großen Schirmen HD-ähnliche Qualitäten erreichen. Hierfür wird das Upscaling mit einer Rauschunterdrückung kombiniert. Das Upscaling der Cell TVs erfolgt auch beim Fernsehgucken, beim Streamen von Videos, bei der Anzeige der meist mäßig aufgelösten YouTube-Clips und bei der Wiedergabe von DVDs über den im TV integrierten Blu-ray-Player.

Die großen Displays sollen sich per WLAN (IEEE 802.11n) ins Heimnetz einbinden lassen, wobei die Inhalte dank der sogenannten Multi-Screen-Technik auch in kleineren Fenstern auf dem Schirm eingeblendet werden können. Der erste, kürzlich in Japan auf den Markt gebrachte Cell TV integriert beispielsweise diverse Tuner und kann acht Programme gleichzeitig per Splitscreen wiedergeben. Die Fenstertechnik kann aber auch bei der Videotelefonie nützlich sein, indem kleinere Bilder nicht unnötig aufgeblasen werden – die Cell TVs werden Skypen ohne PC erlauben. Ob bei den europäischen Cell TVs wie bei den japanischen Modellen ein Opera-Browser zum Einsatz kommt, ist derzeit noch offen. Ungeklärt ist aktuell zudem, ob Toshiba bei den hiesigen Geräten statt auf einen dem komplett freien Internetzugang auf Widgets oder eine eigene Zugangsseite setzt.

Bekannt ist dagegen die Anzahl der für das Direct-LED-Backlight genutzten Dioden: stolze4608 Stück im 55-Zoll-Display. Diese sind in 512 Cluster aufgeteilt, die individuell gesteuert werden können, um die Schwarzdarstellung zu optimieren und den In-Bild-Kontrast zu steigern. Im Ergebnis soll das lokal gedimmte Display eine maximale Leuchtdichte von 1250 cd/m2 und einen Kontrast von 9.000.000:1 erzielen. Die große Helligkeit benötigen die Cell TVs für den 3D-Betrieb: In ihm reduziert sich die wahrgenommene Schirmleuchtdichte um etwas mehr als 50 Prozent. Toshiba will künftig nicht nur seine teureren LCD-TVs, sondern auch die günstigeren Modelle mit einem LED-Backlight ausstatten und so die Öko-Bilanz der Produktpalette verbessern.

Ebenfalls bemerkenswert: Die Ausgabefrequenz der Displays beträgt 480 Hertz: Per Zwischenbildberechnung wird auf 240 Hz erhöht und durch Blinken des Backlight das Ganze nochmals auf 480 Frames pro Sekunde gesteigert. Bei der 3D-Ausgabe soll hingegen mit 240 Hz geshuttert werden, entsprechend 120 Hz für jedes Auge.

Noch im Entwicklungsstadium befindet sich ein 3D-Interface zu Gestensteuerung: Eine in das Display integrierte Videokamera zeichnet die Handbewegungen des Anwenders auf, diese werden analysiert und in Befehle umgewandelt – etwa um bei der Netzwerkanbindung schneller Dateien zu finden oder bei der Wiedergabe von Filmen vorzuspulen.

Das japanische Modell Cell REGZA 55X1 integriert zwei Festplatten: Eine mit 2 Terabyte für TV-Aufzeichnungen und eine mit 1 Terabyte für die restlichen Funktionen. Das in den USA angebotene Modell wird ohne die größere Festplatte ausgeliefert, die Ausstattung des in Europa voraussichtlich ab Ende des Jahres angebotenen Cell TVs steht noch nicht fest. (uk)