"Harte Landung": Private japanische Mondsonde "höchstwahrscheinlich" abgestürzt

Mit der Sonde Hakuto-R ist der zweite privat finanzierte Mondlander auf den Erdtrabanten gestürzt. Hersteller Ispace verweist auf die vorher erzielten Erfolge.

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So sollte Hakuto-R auf dem Mond aussehen

(Bild: Ispace)

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Der private Lander Hakuto-R der japanischen Firma Ispace ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem Mond abgestürzt. Das schreiben die Verantwortlichen. Sie gehen nicht mehr davon aus, dass noch ein Kontakt zu der Sonde hergestellt wird. Zuvor habe die Sonde aber bereits erfolgreich mehrere Aufgaben erledigt, versichert Ispace und spricht von einem wichtigen Meilenstein der privaten Raumfahrt. Auf den gesammelten Erfahrungen könne man aufbauen und bei weiteren Missionen in den Jahren 2024 und 2025 davon profitieren. Ispace hat bei der Mission mit der Europäischen Weltraumagentur ESA kooperiert, deren Chef Josef Aschbacher spricht von vielen faszinierenden Projekten, die folgen werden.

Hakuto-R war am 11. Dezember mit einer Rakete vom Typ Falcon 9 des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX ins All gestartet. Zum Mond nahm sie dann eine treibstoffsparende Route, weswegen es mehr als vier Monate dauerte, bis sie nun dort angekommen ist. Hakuto bedeutet im Japanischen "weißer Hase", der in der japanischen Mythologie auf dem Mond lebte. Das "R" steht für "Reboot", also Neustart. Die Mission war nicht der erste Anlauf zu einer privaten Mondlandung, die israelische Non-Profit-Organisation SpaceIL hatte schon 2019 die Sonde Beresheet Richtung Mond geschossen, die war aber ebenfalls abgestürzt.

Ispace erklärt jetzt, dass für Hakuto-R insgesamt zehn Missionsziele aufgestellt worden waren. Acht davon seien erfolgreich abgeschlossen worden, etwa der Start, das erste Manöver im Orbit, ein stabiler Flug für einen Monat und das Erreichen des Gravitationsfelds des Mondes. Lediglich Missionsziele 9 ("Abschluss der Mondlandung") und 10 ("Herstellung eines stabilen Systemzustands nach der Landung") seien jetzt verfehlt worden. Die sollen jetzt auf den Missionen 2 und 3 erreicht werden, die auch zum Mondprogramm Artemis der NASA beitragen sollen. Noch bleibt es aber weiter so, dass lediglich die staatlichen Raumfahrtagenturen der USA, der Sowjetunion und Chinas erfolgreich Sonden auf dem Mond gelandet haben – die NASA außerdem Menschen.

Hakuto-R war ein 2,3 Meter hoher und bei ausgefahrenen Landebeinen 2,6 Meter breiter Mondlander mit einem Startgewicht von etwa 1000 Kilogramm. Ohne den mitgeführten Treibstoff wog er beim Landeversuch auf dem Mond aber nur noch 340 Kilogramm. Er hätte 30 Kilogramm Fracht transportieren können. An Bord hatte er noch einen kleinen Rover der Vereinigten Arabischen Emirate und einen noch kleineren Zweiradroboter, der von der staatlichen japanischen Raumfahrtagentur JAXA und dem japanischen Spielzeughersteller Tomy entwickelt worden war. Nachdem die Mission jetzt gescheitert ist, haben die US-Konkurrenten Astrobotic und Intuitive Machines die Möglichkeit, mit ihren geplanten Mondmissionen die erste private Mondlandung zu realisieren.

Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa hat der deutsche Astronaut Reinhold Ewald die Mission trotz des Scheiterns gelobt. Unabhängig vom Ausgang sei die "harte Landung" ein Fortschritt in der Raumfahrt sowie auch ein Vorbild für Europa. "Wir müssen in Europa schauen, dass wir technisch den Anschluss nicht verpassen", sagte der 66-Jährige, der 1997 mit einer Sojus-Kapsel zur russischen Raumstation Mir geflogen war. "Den Japanern ist die Mondmission jetzt vielleicht misslungen – aber Europa versucht es leider nicht einmal."

(mho)