FAQ: Solid-State Disks

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 3 Kommentare lesen
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Boi Feddern
Inhaltsverzeichnis

Man hört immer wieder davon, dass die Flash-Zellen von Solid-State Disks nur wenige Schreibzyklen überstehen. Was kann ich tun, um die Haltbarkeit einer SSD zu verlängern?

In der Tat vertragen die einzelnen Flash-Speicherzellen von Solid-State Disks nur eine begrenzte Zahl an Schreibzyklen. Bei MLC-Speicherchips (Multi-Level Cell), wie sie in den meisten für den Massenmarkt gedachten SSDs stecken, garantieren die Hersteller typischerweise bis zu 10 000 Schreibzyklen; bei dem teureren SLC-Flash (Single-Level Cell) – zu finden in Server-SSDs – sind es 100 000 Schreibzyklen.

Diese Lebensdauerbegrenzung sollte man jedoch nicht überbewerten: Bei normaler PC-Nutzung werden ohnehin sehr viel mehr Daten gelesen als geschrieben. Die maximale Zahl der Schreibzyklen, die komplette NAND-Flash-Speichermedien vertragen, liegt wesentlich höher als bei den einzelnen Speicherzellen, dafür sorgen die Controller mit Wear-Leveling-Algorithmen. Sie verteilen Schreibzugriffe so auf sämtliche zur Verfügung stehenden Speicherzellen, dass jede einzelne Zelle möglichst selten an die Reihe kommt. Dank Wear Leveling begrenzt also nicht direkt die Zahl der Zugriffe die Lebensdauer einer SSD, sondern die Menge an geschriebenen Daten.

Unnötige Schreibzugriffe lassen sich vermeiden, wenn man etwa die Windows-eigene Defragmentierung abschaltet – Windows 7 erledigt das automatisch. Sie bringt bei SSDs ohnehin keinen Geschwindigkeitsvorteil. Es ist außerdem ratsam, eine SSD nie ganz mit Daten vollzuschreiben. Die Hersteller empfehlen, bis zu 20 Prozent des Speicherplatzes ungenutzt zu lassen.

Ich möchte mein altes Notebook tunen und die lahme IDE-Magnetplatte durch eine schnelle Solid-State Disk mit IDE-Interface ersetzen. Welches Modell soll ich kaufen?

Eine besonders schnelle SSD mit IDE-Schnittstelle können wir nicht empfehlen. Die Hersteller produzieren solche Disks heute nur noch für den Embedded-Markt, etwa für den Einsatz in Industrie-PCs. Dort kommt es in erster Linie auf Robustheit und weniger das Tempo an. IDE-Flash-Disks arbeiten daher meist mit weniger leistungsstarken (und billigeren) Controllern als ihre Verwandten mit Serial-ATA-Schnittstelle. Insbesondere bei verteilten Lese- und Schreibzugriffen, wie sie beim Starten des Betriebssystems oder beim Laden von Anwendungen vorkommen, gehen sie sehr behäbig zu Werke. Hohe sequenzielle Transferraten, wie sie SATA-Disks erreichen, darf man auch nicht erwarten – viele IDE-SSDs sind deutlich langsamer als aktuelle Magnetfestplatten.

Auf der Suche nach einer schnellen SSD mit Serial-ATA-Schnittstelle habe ich günstige Modelle für den ExpressCard-Slot entdeckt. Sind sie nicht eine Alternative zu SATA-Disks?

Nein. SSDs für den ExpressCard-Schacht sind kein schneller Ersatz für die intern eingebaute Magnetplatte, sondern eher eine (teure) Alternative zu einer externen (USB-)Festplatte. Die meisten Modelle nutzen auch gar nicht die schnelle PCI-Express-Schnittstelle zur Datenübertragung, sondern nur den USB-2.0-Anschluss des ExpressCard-Slots. Dadurch sind nicht nur die sequenziellen Transferraten auf rund 30 MByte/s limitiert: Weil sich diese ExpressCard-SSDs nicht als interne, sondern als externe Speicher zu erkennen geben, wird es außerdem schwierig, darauf ein Betriebssystem zu installieren.

Auch wenn man sich für eine der schnelleren per PCI-Express angebundenen ExpressCard-SSDs entscheidet, darf man keine Geschwindigkeitswunder erwarten. Unserer Erfahrung nach erreichen die schnellsten Modelle maximal ein Drittel der Transferraten schneller SATA-SSDs. Wie andere externe Flash-Speicher auch – etwa USB-Sticks oder Speicherkarten – sind ExpressCard-SSDs beim verteilten Lesen und Schreiben kleiner Datenblöcke recht langsam. Als schnelle Bootplatte sind sie somit ungeeignet.

Ich habe mir eine SSD gekauft und möchte nun die Daten von meiner alten Magnetplatte auf die Flash-Disk klonen. Wie stelle ich das am besten an?

Da Ihre SSD vermutlich weniger Speicherplatz als Ihre aktuelle Platte bietet, müssen Sie je nach Füllstand der alten Platte diese erst einmal etwas entrümpeln. Dann kann es ans Verkleinern der Partitionen gehen.

Unter Windows 7 und Vista ist das ein Kinderspiel. Dort lassen sich bequem per Mausklick in der Datenträgerverwaltung einzelne Partitionen auf für die Zielplatte passende Größen zurechtstutzen. Anschließend kann man die Daten mit Hilfe eines beliebigen Imaging-Programms auf die SSD übertragen. Windows 7 hat ein solches Werkzeug zum „Systemabbild erstellen“ bereits an Bord. Den Ultimate-, Business- und Enterprise-Versionen von Vista liegt eine „Complete-PC-Sicherung“ bei. Alternativ tut es auch ein beliebiges anderes Imaging-Tool, etwa Acronis True Image.

Keine gute Idee ist es dagegen, beim Umstieg von einer Magnetplatte auf eine SSD die Daten sektorweise zu kopieren, so wie es etwa das Linux-Tool dd macht. Denn dabei werden ja auch leere Sektoren explizit kopiert. Aus Sicht des SSD-Controllers sind die Blöcke allesamt belegt – es drohen niedrigere Schreibraten.

Meine neue SSD, die ehemals bis zu 200 MByte/s wuppte, schafft nach zwei Wochen nur noch die Hälfte. Ist die Disk kaputt?

Wahrscheinlich liegt kein Defekt vor. Die bisherigen Erfahrungen beim Einsatz von SSDs in Desktop-PCs oder Notebooks haben gezeigt, dass die Datentransferraten vieler SSDs mit fortschreitender Nutzungsdauer und steigendem Füllstand deutlich sinken. Ursache hierfür ist unter anderem, dass der Controller mit steigendem Füllstand immer weniger freie Datenblöcke zur Verfügung hat, in die er Daten sofort hineinschreiben kann. Viele Hersteller haben inzwischen Firmware-Updates für ihre Laufwerke bereitgestellt, die diese Probleme mildern. Die meisten aktuellen Laufwerke beherrschen nach dem Firmware-Update dann etwa auch ATA Trim. Das neue ATA-Kommando, das auch Windows 7 unterstützt, teilt dem Laufwerk mit, welche Sektoren das (NTFS-)Dateisystem nicht mehr braucht. Dadurch erspart sich die SSD unnötiges Umschichten von Daten, die das Betriebssystem bereits als gelöscht betrachtet. Für ältere Betriebssysteme bieten viele Hersteller „Trim-Tools“ zum Download an, mit denen sich SSDs manuell auf optimale Leistung trimmen lassen. (nti)