Aldi-Balkonkraftwerk: Deshalb würden wir es nicht kaufen

Aldi springt auf den Photovoltaikzug mit auf und verkauft ab Juni ein Set in seinen Märkten. Ein Schnäppchen ist es nicht.

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Das Aldi-Balkonkraftwerk kommt mit zwei 175-Watt-Modulen und einem 600-Watt-Wechselrichter, der auch WLAN hat.

(Bild: Aldi)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andrijan Möcker
Inhaltsverzeichnis

Der Hype rund um kleine Photovoltaikanlagen mit bis zu 600 Watt Ausgangsleistung ist seit mittlerweile einem Jahr ungebrochen. Bereits seit einigen Monaten findet man die Sets in Baumärkten oder in den Onlineshops der Discounter. Am 1. Juni gibt es jedoch eine weitere Premiere: Aldi-Nord will dann ein Balkonkraftwerk verkaufen – und anders als Konkurrent Netto, der die Anlagen nur im Onlineshop anbietet, hat Aldi sie im Markt. Für den Paketpreis von 469 Euro soll alles dabei sein, was man für die Montage und Inbetriebnahme am Balkongeländer benötigt.

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Im Aldi-Paket sind zwei 116 × 75 Zentimeter große Solarmodule à 175 Watt (zusammen 350 Watt Peak, Spitzenleistung), passende MC4-Verlängerungen, ein Montageset für Balkongeländer und ein 600-Watt-Wechselrichter mit 5 Meter Zuleitung enthalten. Dabei kommt Aldi der aktuellen Debatte um den normgerechten Anschluss zuvor und versieht sein Set mit einem derzeit noch nicht normkonformen Schutzkontaktstecker, der in typische Außensteckdosen passt.

Der Wechselrichter kommt vom US-amerikanischen Hersteller NEP und bietet laut Aldi eine kostenlose Ertragsüberwachung über die Smartphone-App NEPViewer für iOS und Android. Dafür muss am Montageort allerdings WLAN-Empfang bestehen. Aldi gibt die konkrete Bezeichnung des Geräts zwar nicht in der Online-Beschreibung an, doch der Importeur nennt die Bezeichnung "MMI 600". Für das Gerät existiert auch ein Konformitätszertifikat nach VDE-AR-N 4105:2018 des TÜV-Süd. Die VDE-AR-N 4105 ist die derzeit in Deutschland gültige Anschlussrichtlinie für Energieerzeugungsanlagen – darunter auch Solarwechselrichter.

Ganz ausgewogen erscheint das Komplettpaket allerdings nicht. Der 600-Watt-Wechselrichter legt Aldi lediglich zwei 175-Watt-Solarmodule bei. Der Wechselrichter ist damit nur zur Hälfte ausgelastet, die erreichbaren 350 Watt Ausgangsleistung werden dem Preis auch nicht gerecht. Mit Blick auf andere Angebote wären 300 bis 350 Euro angemessen. In seinem Angebot verweist Aldi darauf, dass weitere Module als Einzelteile später verfügbar werden sollen – allerdings nur im Onlineshop.

Problematischer: Woher die Solarmodule kommen und wer 25 Jahre Leistungsgarantie bietet, bleibt trotz längerer Recherche schwammig. Aldi gibt an, dass das Set von "Solovoltaik" zusammengestellt wurde. Es handelt sich dabei lediglich um den Markennamen des deutschen Importunternehmens monolith GmbH, nicht um einen Hersteller von Photovoltaikmodulen. Auf der Rückseite der Panels sind – zumindest auf Aldis Website – Aufkleber von Solovoltaik angebracht.

Die Garantiehinweise im Aldi-Angebot sind ebenso undeutlich: 25 Jahre Leistungsgarantie auf die Solarmodule, 10 Jahre auf Material und Verarbeitung, aber nur 3 Jahre "Hersteller Garantie". Inwiefern sich Letztere von den anderen Garantien unterscheidet und an wen man sich im Fall der Fälle wenden muss, geht für uns nicht ausreichend genau daraus hervor.

Hersteller des Solarmoduls ist laut Etikett "Solovoltaik". Die Marke gehört jedoch einer Importfirma und keinem Modulhersteller.

Balkonkraftwerke sind kein Spielzeug und auch nichts, was man sich im Vorbeigehen in der Auslage eines Discounters kaufen sollte. Der für eine 350-Watt-Anlage überzogene Preis und die undurchsichtige Herstellerstruktur beim Solarmodul sind für uns gute Gründe, beim Aldi-Angebot nicht zuzuschlagen. Interessant ist das Angebot im Markt höchstens für Kunden, die Schwierigkeiten haben, sperrige Module zu installieren.

Auch in eine kleine Photovoltaikanlage sollte man etwas Hirnschmalz investieren und vor Kauf und Installation etwas Recherche betreiben. Gerade bei den Solarmodulen will der Zuschlag gut überlegt sein, schließlich müssen diese Jahrzehnte in der Sonne überstehen, damit sich die Investition auch wirklich lohnt. Welche Planungsschritte wichtig sind, haben wir hier ausführlich zusammengefasst. (amo)