NASA: Mars-Helikopter Ingenuity meldete sich vor 50. Flug tagelang nicht

In schwieriger Umgebung hat sich Ingenuity im April sechs Tage nicht gemeldet. Der 50. Flug musste ohne große Vorbereitung begonnen werden, wurde jetzt bekannt.

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Marslandschaft von oben

Luftaufnahme von 49. Flug

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

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Vor dem historischen 50. Flug von Ingenuity auf dem Mars hatten die Verantwortlichen fast eine Woche lang den Kontakt zu dem kleinen Helikopter verloren. Das hat Chefingenieur Travis Brown vom Jet Propulsion Laboratory der NASA jetzt publik gemacht und die Umstände erklärt. Verantwortlich war demnach die ungünstige Topografie des Geländes und die Architektur des Rovers, durch die die Antenne im konkreten Fall abgedeckt wurde. Gerade noch rechtzeitig habe die NASA den Kontakt dann wiederherstellen können, woraufhin der Helikopter abheben konnte, bevor der Rover ihm zu nahe gekommen wäre. Ähnlich spannende Aktionen werden nun häufiger erwartet.

Brown erklärt jetzt, dass Ingenuity auf seinem 49. Flug mehrere Hundert Meter vor dem Rover Perseverance in einer Art Tal gelandet war. Die während des Flugs gemachten Fotos – wobei das des Kraters Belva nicht gelungen war – habe man herunterladen können, aber dann nichts mehr von dem Helikopter gehört. Kurz nachdem die ersten Kommunikationsgelegenheiten verpasst worden waren, habe sich Perseverance zu einem Standort begeben, der in einem Kommunikationsschatten lag. Aber auch als er den wieder verlassen hat, habe man kein Signal von Ingenuity empfangen und es habe sich Nervosität breit gemacht. Denn selbst in den schwierigsten Situationen habe es vorher keinen solchen Blackout gegeben.

Erschwerend sei hinzugekommen, dass sich Perseverance kontinuierlich zu Ingenuity vorgearbeitet hat. Wäre er ihm zu nahe gekommen, hätte der Helikopter aus Sicherheitsgründen nicht mehr abheben dürfen und der Rover hätte ihn überholt. Das Zeitfenster für weitere Kommunikation und den Start hätte sich dann bald geschlossen. Zum Glück habe man dann am 11. April ein "einziges kleines" Signal empfangen. Dessen Wiederholung am Folgetag habe bestätigt, dass der Helikopter noch funktionierte. Parallel dazu habe der Rover aber einen "aggressiven Sprint" hingelegt und sich rasch genähert. Deshalb habe man ohne Vorbereitung die Anweisungen für den nächsten Flug geschickt, der dann begonnen wurde, als Perseverance nur noch 35 m von der roten Linie entfernt war.

Die Örtlichkeiten: An Tag 763 auf dem Mars ("Sol") hat Ingenuity wieder abgehoben

(Bild: NASA/JPL-Caltech)

Würde er sagen, dass das Team beim Empfang der Daten nach diesem Flug "erleichtert" war, wäre das eine Übertreibung, schreibt Brown. Weil sich auf dem Helikopter immer mehr Staub ansammelt, werde man auch weiterhin nur wenig Energie zur Verfügung haben und in schwierigem Gelände mit besonders wenigen Ressourcen haushalten müssen. "Wir sind noch nicht fertig mit diesem Versteckspiel des verspielten kleinen Helikopters", meint Brown. Inzwischen hat der einen weiteren Flug absolviert, zusammen mit Perseverance hat er den Krater Belva fast komplett umrundet. Zusammen sind sie seit mehr als 800 Marstagen auf dem Roten Planeten unterwegs.

Ingenuity war im Februar 2021 mit Perseverance auf den Mars gekommen und sollte lediglich unter Beweis stellen, dass motorisierte Fluggeräte dort abheben können. Das hat er eindrucksvoll geschafft und inzwischen begleitet Ingenuity den Rover auf dessen Mission. Schon vor einem Jahr hatte die NASA den Kontakt zu dem Helikopter vorübergehend verloren. Der hatte wegen des zunehmenden Staubs in der Atmosphäre tagsüber nicht mehr genug Solarenergie sammeln können. Deswegen war nachts die Uhrzeit zurückgestellt worden, weswegen er zur falschen Zeit funkte. Seit der Winterruhe war er dann wieder äußerst aktiv, bei der NASA geht man aber inzwischen davon aus, dass die Mission jederzeit zu Ende gehen könnte.

(mho)