Gesundheitsanwendung bei Adipositas: Meist verschriebene App meldet Insolvenz an

Die meist verschriebene "App auf Rezept" ist wegen hoher Rückzahlungen insolvent. Die digitale Gesundheitsanwendung soll Übergewichtigen beim Abnehmen helfen.

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(Bild: 23 estudio/Shutterstock.com)

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Drei Jahre nach der Einführung von digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) hat bereits der zweite große Hersteller "Aidhere GmbH" aus Hamburg Insolvenz angemeldet. Aidhere ist Hersteller der App Zanadio, mit der laut Pressemitteilung des Unternehmens "mehr als 30.000 Patient:innen [...] ihr Gewicht insgesamt um fast 100 Tonnen" reduziert haben.

Die Wirksamkeit der App zur Adipositasbehandlung war Studien zufolge bewiesen, dadurch war sie dauerhaft im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen worden. Jedoch kommen auf das Unternehmen nach Verhandlungen mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV-Spitzenverband) niedrigere Vergütungsbeträge für die App pro Quartal zu. Der Ursprungspreis lag pro Verschreibung bei 499,80 €.

Der Vergütungsbetrag wurde laut Unternehmen um mehr als die Hälfte reduziert, aktuell wird im DiGA-Verzeichnis ein Herstellerpreis von 218 € angegeben. Die neuen Vergütungsbeträge gelten rückwirkend ab Oktober 2021. Auf welche Höhe sich die Rückzahlungen belaufen, nennt das Unternehmen nicht. Aidhere zufolge "waren auch Risikokapitalgeber zuletzt nicht mehr bereit, die Sanierungsbemühungen zu begleiten", obwohl die App die am meisten verschriebene DiGA ist.

Es handelt sich laut Aidhere um ein "branchenweites Problem, wenn verhandelte beziehungsweise geschiedste Vergütungsbeträge mit den aktuellen Abgabemengen" für die DiGA-Hersteller nicht wirtschaftlich sind. Aidhere setzt seinen Betrieb fort, die Anwendung werde weiterhin verfügbar und verordnungsfähig bleiben. In Zukunft will Aidhere mit einem neuen Investor weitermachen und die 150 Arbeitsplätze erhalten.

Auch der Hersteller der DiGA M-sense, die bei Migräne helfen soll, musste vergangenes Jahr ein Insolvenzverfahren eröffnen und stellte daraufhin den Betrieb der App ein, da sie laut FAQ "nicht alle Vorgaben für die dauerhafte Listung erfüllen". Weitere Apps werden ebenfalls nicht mehr als DiGA gelistet, stehen aber teilweise dennoch weiterhin zur Verfügung.

Während die gesetzlichen Krankenkassen keinen Durchbruch bei den "Apps auf Rezept" sehen und deren hohen Kosten bemängeln, hatten Hacker des Kollektivs Zerforschung erst kürzlich Sicherheitslücken in der Depressions-App Edupression gefunden. Damit ist es nicht das erste Mal, dass es bei DiGA Datenschutzprobleme gab.

Erst im Juni 2022 hatte Zerforschung Sicherheitslücken bei der Depressions-DiGA Novego und dem digitalen Tagebuch für Krebspatienten Cankado – die inzwischen aus dem DiGA-Verzeichnis gestrichen wurde – offenbart. Daraufhin hatte das BfArM im September 2022 neue Prüfkriterien für DiGA und digitale Pflegeanwendungen veröffentlicht.

Update

Gestrichen, dass der Betrieb der Mika-App eingestellt wurde. Die Mika-App, die zur Linderung bei der psychischen Belastung bei Krebs entwickelt wurde, ist zwar nicht mehr im BfArM-Verzeichnist gelistet, steht Krebspatienten aber kostenlos zur Verfügung. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

(mack)