Gestatten, Kachaka: Japanisches Start-up bringt Robotermöbel auf den Markt

Preferred Networks hat bisher für Großkonzerne künstliche Intelligenz entwickelt. Nun will das Unternehmen den Traum des Gründers erfüllen: Haushaltsroboter.

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(Bild: Martin Kölling)

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Von
  • Martin Kölling

"Roboter für jedermann" versprach Toru Nishikawa vor fünf Jahren. Jetzt hält der Chef von Japans größtem Start-up für künstliche Intelligenz und Robotik, Preferred Networks (PFN), Wort. Die Robotersparte Preferred Robotics hat jetzt ihren ersten Roboter für den Hausgebrauch auf den Markt gebracht. Gestatten, Kachaka (sprich: ka-tscha-ka).

Die Maschine ist kein hochentwickelter Android, der den Bewohnerinnen und Bewohnern die Hausarbeit abnimmt. Auch der einarmige Putzroboter, der das chaotische Wohnzimmer im Alleingang aufräumt, wird nicht vermarktet. Die Zukunft fängt vielmehr klein und bescheiden an – mit einem mobilen Möbelstück.

Das Robotersystem besteht derzeit aus zwei Einheiten, einem Regal auf Rollen und einem miniaturisierten, flachen, kastenförmigen Sattelschlepper mit Kameras und Sensoren, der sich autonom im Raum bewegen und auf Befehl verschiedene Rollregale herbeischaffen kann. Er soll die Basis für eine "Smart Furniture Platform" bilden, mit der die Japaner ihre kommerzielle Roboter-Offensive starten wollen.

Die Bedienung ist einfach: per Sprachbefehl oder die dazugehörige App sagt man dem Roboter, welches Rollregal er wohin bringen soll. Dann surrt das Gerät los, rollt langsam unter seine bis zu 20 Kilogramm schwere Fracht, dockt an und zuckelt als Gespann zum angegebenen Ort. Natürlich fährt der Roboter auch selbstständig zur Ladestation.

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Toru Isobe, Chef von Preferred Robotics, erklärte kürzlich bei einer Produktvorstellung gegenüber MIT Technology Review: "Wir haben uns entschieden, dieses Produkt auf den Markt zu bringen, weil wir glauben, dass es als Plattform das nützlichste und gleichzeitig skalierbarste Konzept ist".

Neben der Idee eines flexiblen, anpassbaren Wohnraums ist für ihn der aktuelle Stand der Technik der Grund. Je agiler und intelligenter ein Roboter ist, desto teurer wird er: "So gesehen sind intelligente Möbel marktfähiger", sagt Isobe.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Die Steigerung ist allerdings angebracht, denn billig ist der Spaß keineswegs. Der Roboter kostet 228.000 Yen (umgerechnet 1.500 Euro), verteilt auf 48 Monatsraten, die Regale je nach Größe 23.800 (knapp 160 Euro) bis 29.800 Yen (200 Euro) und die monatliche App-Gebühr 980 Yen (6,50 Euro).

Die Preisfrage ist nun, ob die Kunden den autonomen Serviertisch lieben lernen. In den Restaurants Japans tummeln sich solche Servierroboter bereits. Dort sind sie allerdings ständig im Einsatz und nicht nur sporadisch wie Kachaka. PFN ficht das nicht an.

Seit seiner Gründung 2014 hat sich das Start-up einen Namen als zuverlässiger Industriepartner gemacht. Das ist einerseits ein Segen: Das Unternehmen hat viel Erfahrung in verschiedenen Branchen gesammelt, von der Krebserkennung bis zum Reinigungsroboter. Doch bei aller Vielfalt blieb ein Faktor auf der Strecke, der viele Software- und IT-basierte Mega-Start-ups weltweit groß gemacht hat: eine wirklich einfach skalierbare Plattform.

Roboter sind in der Regel teurer als eine App, der Markt für sie entsprechend kleiner. Google hat sich deshalb schon vor Jahren von der Roboterentwicklung getrennt und sich auf die Entwicklung der leichter skalierbaren künstlichen Intelligenz konzentriert. Mit Kachaka als erstem Produkt sucht PFN nun nach dem Robotersystem, das Menschen unwiderstehlich finden.

(jle)