JBoss-Gründer kritisiert Monty Widenius' "Save MySQL"-Aktionismus

Marc Fleury, der 2006 sein Open-Source-Unternehmen an Red Hat verkauft hat, sieht die Situation rund um die MySQL-Zukunft als "Schande" und "großes Missverständnis" an, die Sun und die Zukunft von Open-Source-Software allgemein schädige.

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Von
  • Alexander Neumann

Der frühere JBoss-Chef Marc Fleury hat MySQL-Mitgründer Monty Widenius für seine "Save MySQL"-Kampagne scharf kritisiert. Diese hat zum Ziel, die sich anbahnende Übernahme der Open-Source-Datenbank durch Oracle zu stoppen. Fleury sieht die Situation rund um die MySQL-Zukunft als "Schande" und "großes Missverständnis" an, die Sun und die Zukunft von Open-Source-Software allgemein schädige. Widenius' Aktionismus führe dazu, dass Übernahmen von Open-Source-Software "als sehr riskant" erscheinen würden.

Für Fleury ist die Sache klar: MySQL ist an Sun verkauft worden, dadurch hätten die MySQL-Gründer und früheren Besitzer keine Entscheidung mehr darüber, was mit MySQL als Nächstes geschehe. "Monty hat das Recht, MySQL zu 'forken' und das Ergebnis anders zu nennen", erklärte Fleury. "Aber eine Kampagne zu starten, die versucht, die Übernahme zu blockieren, verstärkt nur die allgemeine Aufregung rund um die EU-Untersuchung, die vielleicht dazu führt, dass die Akquisition nicht zustande kommt beziehungsweise Sun und Sun-Angestellte geschädigt werden."

MySQL war im Januar 2008 für eine Milliarde US-Dollar in den Besitz von Sun gekommen; Sun wiederum soll in den Besitz von Oracle übergehen. Widenius hatte schon bald – unzufrieden über die Entwicklung der Datenbank – Sun den Rücken gekehrt und mit MariaDB eine eigene MySQL-Variante angekündigt, die in Kürze in einer ersten finalen Version freigegeben werden soll. Bei der von ihm gestarteten Kampagne haben eigener Statistik zufolge bislang über 30.000 Teilnehmer mitgemacht.

Die EU-Kommission hatte gegen die im April 2009 vereinbarte Übernahme von Sun Einwände wegen Bedenken erhoben, Oracle könne wesentliche Einschnitte bei MySQL vornehmen. Oracle hatte daraufhin versichert, MySQL als Open Source fortzuführen. Einem Bericht des Wall Street Journal zufolge rechnen Oracle und Sun damit, dass die EU-Kommission diese Woche und damit vorzeitig die zwischen beiden Unternehmen vereinbarte Übernahme genehmigt. Die Entscheidungsfrist der EU-Kommission läuft am 27. Januar ab. (ane)