Computex

Vor Wi-Fi 7 liegt noch eine Durststrecke

Während erste Router mit Wi-Fi 7 längst präsentiert wurden, machen sich Clients mit entsprechende WLAN-Modulen noch rar. Wir haben uns auf Spurensuche begeben.

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Demoaufbau mit Intels Wi-Fi-7-Adapter BE200 am Computex-Stand von Asus

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Florian Müssig

Obwohl Wi-Fi 6E mit zusätzlichem 6-GHz-Band noch nicht in den WLAN-Massenmarkt durchgedrungen ist, wirft die nächste Generation Wi-Fi 7 schon länger ihre Schatten voraus: Es wurden seit Ende 2022 schon mehrere solcher Router vorgestellt. Bekanntermaßen gehören zu einer Party aber mindestens zwei – und in der PC-Welt machen sich Wi-Fi-7-taugliche Clients weiterhin rar.

Der Wi-Fi-7-Router ROG Rapture GT-BE98 hat nicht nur ein martialisch gestaltetes Gehäuse, sondern auch ein bunt beleuchtetes Logo.

So hat Notebook-Primus Intel zwar schon Ende 2022 die Kompatibilität seines neuen WLAN-Moduls BE200 mit Broadcom-Gegenstellen zur Schau gestellt, doch hinsichtlich eines Erscheinungsdatums nur vage vom Zeitraum 2023 bis 2024 gesprochen – ein arg weites Zeitfenster. Auf der derzeit in Taipeh stattfindenden Messe Computex war Intel nicht mit einem Stand vertreten, doch vereinzelt war das BE200-Modul zu sehen – etwa bei Asus, die eine Bandbreitendemo am Messestand aufgebaut hatten. Eine Prognose zum Erscheinungsdatum mochte das Standpersonal aber nicht abgeben.

Dass es noch etwas länger dauern könnte, ließ Asrock ziemlich unverblümt verlauten: Das Unternehmen würde im Herbst gerne High-End-Mainboards mit Wi-Fi-7-Steckkarte verkaufen, hat sich aber auf offener Bühne darüber beklagt, dass das wohl nichts wird, weil Intel anders als bislang geplant nicht rechtzeitig liefern könne. Deshalb prüfe man derzeit die Option, auf Qualcomm als alternativen Lieferanten zu wechseln – in trockenen Tüchern sei aber auch da noch nichts.

Dass Intel erste Notebooks mit der nächsten CPU-Generation Meteor Lake weiterhin für das Jahresende verspricht und dort Wi-Fi 7 an Bord sein soll, steht nicht zwangsläufig im Gegensatz zum eben geschilderten Sachverhalt: In Intel-Notebooks kommt üblicherweise kein normaler PCIe-Adapter wie der BE200 (oder AX200 oder AX210) zum Einsatz, sondern das Schwestermodell BE201 (AX201, AX211) mit CNVi-Schnittstelle. Eventuell priorisiert Intel also erst mal letztere Variante.

Der von Asrock zur Sprache gebrachte Qualcomm-Adapter FastConnect 7800 ist uns auch an anderen Stellen über den Weg gelaufen. Acer hat etwa einen entsprechenden Aufsteller neben die nächste Generation seines Swift Edge 16 (SFE16-43) mit Ryzen-7040-Prozessoren gestellt, bewirbt das Notebook selbst aber nur als Wi-Fi-7-fähig. Klar, die Antennen ändern sich ja nicht gegenüber Wi-Fi 6E, was schon der derzeit verkaufte Vorgänger (SFE16-42) mit Ryzen 7035 mitbringt.

Kleine Randnotiz: Im SFE16-42 steckt kein Qualcomm-Adapter, sondern wie von AMD gewünscht ein Funkchip der RZ600-Familie, die Mediatek speziell für Ryzen-Notebooks auf die Beine gestellt hat. Von einem Nachfolger, der wohl RZ700 heißen dürfte, ist uns bislang nichts zu Ohren gekommen, obwohl Mediatek bereits erste Smartphone-SoC mit darin integriertem Wi-Fi 7 angekündigt hat.

Realteks Wi-Fi-7-Adapter RTL8922AE unterstützt maximal 160 MHz breite Kanäle.

Verbleibt unter den üblichen Verdächtigen noch Realtek: In einem Konferenzraum war der Wi-Fi-7-taugliche RTL8922AE sowohl als Fotomuster in einem Acrylglasaufsteller zu sehen als auch funkend in einem Demoaufbau, doch die Massenproduktion soll frühestens im vierten Quartal starten. In Notebooks wird der Funkadapter dann wohl erst 2024 auftauchen. Obendrein beschränkt Reaktek die maximale Kanalbreite auf 160 MHz, während Wi-Fi 7 an sich bis zu 320 MHz vorsieht.

Trotz aller Kompatibilitätsdemos und Adapterankündigungen darf man nicht vergessen, dass die Spezifikation zu Wi-Fi 7 alias IEEE 802.11be derzeit noch gar nicht final festgezurrt wurde: Die Wi-Fi Alliance hofft gemäß letzter öffentlicher Aussage auf eine Finalisierung vor Jahresende, doch der avisierte Zeitrahmen umfasst auch noch den Anfang von 2024. Alles, was derzeit schon mit Wi-Fi 7 beworben wird und herumfunkt, tut dies gemäß des bisherigen Spezifikationsentwurfs – quasi Draft-BE. Da bleibt nur zu hoffen, dass es tatsächlich zügig weitergeht und nicht wie bei Wi-Fi 4 alias IEEE 802.11n eine lange Draft-N-Hängephase droht. (mue)