Starliner: Erster bemannter Flug von Boeings Raumschiff doch noch verschoben

Die Probleme mit Boeings Raumkapsel nehmen einfach kein Ende. Wenige Wochen vor dem geplanten ersten bemannten Start wurde der auf unbestimmte Zeit verschoben.

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Starliner im Erdorbit

Der Starliner war bislang nur ohne Besatzung bei der ISS

(Bild: Boeing)

Lesezeit: 3 Min.

Weniger als zwei Monate vor dem ersten bemannten Start der Raumfähre Starliner von Boeing wurde der jetzt erneut verschoben. Grund sind Probleme, die vor dem vergangenen Wochenende entdeckt wurden und die Sicherheitsmarge zu stark verringert hätten, erklärt der US-Luftfahrtkonzern nun. Laut ArsTechnica sind die Verbindungen der drei Fallschirme für die Landung schwächer als angenommen und es bestehe die Gefahr, dass sie reißen würden, sollte einer von insgesamt dreien ausfallen. Außerdem sei entdeckt worden, dass ein reichlich verlegtes Glasgewebeband zum Schutz der Verkabelungen unter bestimmten Umständen entflammbar ist. Der geplante Start dürfte sich durch beide Probleme noch einmal deutlich verzögern.

Vorgesehen war eigentlich, dass die Raumkapsel Starliner nach jahrelangen Verzögerungen am 21. Juli zum ersten Mal mit Menschen an Bord ins All fliegt. Die NASA-Astronauten Barry "Butch" Wilmore und Sunita Williams sollen damit von Florida aus zur Internationalen Raumstation ISS fliegen und etwa acht Tage später zur Erde zurückkehren. Erst nach diesem bemannten Test kann die NASA die Raumkapsel für reguläre Flüge zertifizieren, Boeings Konkurrent SpaceX führt solche regulären Flüge bereits seit mehr als drei Jahren durch, insgesamt sind dem Raumfahrtunternehmen von Elon Musk schon sechs davon gelungen.

Boeings Starliner ist genau wie die Crew Dragon Ergebnis der Bemühungen der NASA, die bemannten Raumflüge an die freie Wirtschaft auszulagern. Lange lagen beide Hersteller bei der Entwicklung ihrer Raumkapseln weitgehend gleichauf. Boeings Raumschiff absolvierte den nicht ganz gescheiterten, aber eben auch nicht erfolgreichen unbemannten Jungfernflug Ende Dezember 2019. Seitdem hat der Krisenkonzern den Anschluss verloren. Der nötig gewordene zweite Start des Starliners hat sich immer weiter verzögert und ist erst vor einem Jahr gelungen. Seitdem wurde der erste bemannte Flug vorbereitet, der nun wegen der nicht unerheblichen Probleme doch nicht planmäßig erfolgen kann.

Laut ArsTechnica dürften die neuen Schwierigkeiten die Zweifel an Boeings Raumkapsel nur verstärken. Erst vergangene Woche sei die NASA von der eigenen Sicherheitsaufsicht aufgefordert worden, unabhängige Experten mit einer Überprüfung zu beauftragen. Das war bevor jetzt die Probleme publik gemacht worden. Dass so große Probleme bis jetzt übersehen wurden, dürfte die Kritik nur verstärken. Fraglich sei deshalb auch, wie lange Boeing noch an dem Projekt festhält. Der Starliner wird für den Konzern immer teurer und angesichts der Routine von SpaceX ist fraglich, wie lange Boeing brauchen würde, um das Geld mit gebuchten Flügen wieder reinzuholen. Aktuell gebe es aber keine ernsthaften Debatten darüber, das NASA-Programm zu verlassen, habe der zuständige Boeing-Manager versichert.

(mho)