Bundesnetzagentur: Quote aktiver Glasfaseranschlüsse auf 9,1 Prozent gestiegen

Die Zahl der Kunden, die FTTH oder FTTB tatsächlich buchen, hat sich laut dem Regulierer bis Ende 2022 auf 3,4 Millionen erhöht. Das Datenvolumen wächst weiter.

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(Bild: Kristina Beer)

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Glasfaser findet in Deutschland weiterhin langsam aber sicher mehr Abnehmer. Bis zum Jahresende 2022 kletterte die Verbreitung aktiver, also tatsächlich gebuchter Anschlüsse mit der Lichtwellenleiter-Technik auf prognostizierte 3,4 Millionen nach oben. Das sind rund 800.000 mehr als der Bestand Ende 2021. Im Vorjahr lag das Plus bei 600.000 Anschlüssen.

Ende Dezember 2022 entfielen dabei rund 2,4 Millionen Anschlüsse beziehungsweise 71 Prozent auf Glasfaser bis in die Wohnung (FTTH). Circa eine Million Kunden hatten mit FTTB einen entsprechenden Haushaltsanschluss (29 Prozent). Die Statistik ist Teil des am Freitag veröffentlichten Jahresberichts 2022 der Bundesnetzagentur (BNetzA).

Die Zahl der Kunden, die prinzipiell FTTH oder FTTB buchen können, hat sich demnach auf Basis vorläufiger Berechnungen bis zum Dezember auf 13,1 Millionen erhöht. Im Vorjahr waren es 8,9 Millionen. Der Anteil der gebuchten FTTH/FTTB-Anschlüsse an den gesamten aktiven Breitbandanschlüssen in Festnetzen ist von 7,1 Prozent in 2021 auf 9,1 Prozent zum Jahresende 2022 gestiegen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) schätzte diese Quote vor wenigen Monaten noch auf 8,1 Prozent. Nur in drei der 38 Mitgliedstaaten – Österreich, Belgien und Griechenland – sei der Anteil noch niedriger, hieß es damals. Absolute Weltspitze ist Südkorea mit einer Glasfaserquote von rund 87 Prozent. In Europa steht Spanien mit 81 Prozent am besten da.

Die hiesige Regulierungsbehörde erklärt die vergleichsweise geringe Verbreitung von Glasfaseranschlüssen in Deutschland im Wesentlichen mit dem hohen Versorgungsgrad mit bestehenden leistungsfähigen Infrastrukturen wie dem kupferbasierten VDSL-Vectoring und Kabelnetzen. Für die kommenden Jahre erwartet die BNetzA erneut genauso wie Branchenexperten, dass sich der FTTH/FTTB-Anteil "deutlich erhöhen wird". So habe die ausbauende Wirtschaft sich im Bereich des Festnetzes auf Glasfaser konzentriert. Der Fokus im Mobilfunk lag auf 5G-Netzen. Die entsprechenden Investitionen auf dem Telekommunikationsmarkt übertrafen 2022 mit 13,1 Milliarden Euro den Wert des Vorjahres um 1,6 Milliarden.

Die Gesprächsminuten im Festnetz sind nach einem Zwischenhoch von insgesamt etwa 104 Milliarden im ersten Corona-Jahr 2020 auf etwa 80 Milliarden weiter gesunken. Über Mobilfunknetze im Inland wurden rund 159 Milliarden abgehende Gesprächsminuten geführt. Dies entspricht rund 126 Minuten monatlich je SIM-Karte. Den leichten Rückgang von etwa zwei Prozent im vorigen Jahr erklärt sich der Regulierer "mit einer Anpassung an das Nutzungsverhalten vor der Corona-Pandemie". Erstmals seien aber fast doppelt so viele Gesprächsminuten über mobile Endgeräte als übers Festnetz gelaufen. Gründe dafür seien etwa "die Verbesserung der Sprachqualität und Netzabdeckung, Flatrates sowie die Festnetzabstinenz der jüngeren Generationen".

Die SMS-Nutzung war seit ihrem Höhepunkt 2012 mit 59,8 Milliarden durch die zunehmende Verbreitung von internetfähigen Smartphones und der Einführung von Chat-Diensten stetig rückläufig. Nach einem kurzfristigen Anstieg 2021 auf 7,8 Milliarden solcher Kurzmitteilungen setzte sich 2022 der schon länger anhaltende Trend weiter fort: Die Zahl der SMS sank auf 5,8 Milliarden.

Messenger- und Videokonferenzdienste lösen die klassische Telekommunikation parallel klar ab. Laut der erstmalig anbieterseitig erhobenen Daten zur Marktentwicklung in diesem Bereich führten hiesige Nutzer mindestens 121 Milliarden Sprach- sowie 143 Videotelefonie-Minuten über diese Services. Die Betreiber meldeten 2022 rund 225 Millionen aktive Nutzer. Das entspricht rechnerisch in etwa 3,5 parallel verwendeten Diensten pro User. Das Datenvolumen im Festnetz ist 2022 erneut nach oben gegangen auf schätzungsweise 121 Milliarden Gigabyte (GB) gegenüber 100 Milliarden 2022. Seit fünf Jahren beträgt das Plus damit etwa 20 Milliarden GB alle zwölf Monate.

In den Mobilnetzen stieg der Datenverkehr ebenfalls wieder steil an. Lag das Datenvolumen zum Jahresende 2022 noch bei fast 5,5 Milliarden GB, betrug es Ende 2022 gut 6,7 Milliarden (plus 23 Prozent). 94 Prozent wurden über LTE realisiert – ein Prozent weniger als im Vorjahr.

2022 beantwortete die Regulierungsbehörde insgesamt 23 Millionen Ersuchen nach Bestandsdaten über das automatisierte Auskunftsverfahren (AAV). Das sind rund 1,1 Millionen weniger als 2021. Durchschnittlich ergibt das aber immer noch 63.137 erfolgreiche Anfragen pro Tag. Im März 2021 hatten sich Bund und Länder auf Bestimmungen geeinigt, mit denen die Regeln für die Bestandsdatenauskunft an die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts angepasst und teils etwas eingeschränkt werden sollten.

Die Menge der bei der BNetzA eingegangenen schriftlichen Beschwerden zu unerlaubter Telefonwerbung sank im vorigen Jahr mit 64.704 Eingaben um 19 Prozent gegenüber 2021. Das ist aber trotzdem die zweithöchste Zahl in der bisherigen Statistik der Behörde. Die Gesamtsumme der dabei festgesetzten Bußgelder beläuft sich auf rund 1,15 Millionen Euro. Ein Teil der Bescheide ist aber noch nicht rechtskräftig. 2022 gingen beim Regulierer zudem insgesamt 150.363 schriftliche Beschwerden und Anfragen zu Rufnummernmissbrauch ein. Das sind knapp 5000 weniger als im Vorjahr.

(kbe)