Europäische Quanten-Cloud: IBM plant souveränes Rechenzentrum in Deutschland​

IBM plant die erste Quanten-Cloud-Region in Europa. Das nötige Rechenzentrum entsteht in Ehningen. Ab 2024 soll alles fertig sein.

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(Bild: Erstellt mit Midjourney durch iX)

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IBM hat angekündigt, an seinem Standort im Baden-Württembergischen Ehningen ein Quantencomputing-Rechenzentrum eröffnen zu wollen. Damit wäre es das erste europäische Quanten-Rechenzentrum und Ehningen die erste Quanten-Cloud-Region auf dem Kontinent. So möchte man europäischen Forschungseinrichtungen Zugriff auf die IBM-Rechner gewähren und dabei gewährleisten, dass die dabei eingesetzten Daten vollständig in der EU verarbeitet werden. In Betrieb gehen soll das neue Rechenzentrum 2024.

Mit technischen Informationen zu den verfügbaren Quantenrechnern geizt IBM allerdings noch. In der Pressemitteilung heißt es bislang lediglich, das Ehninger RZ solle "über mehrere IBM Quantencomputersysteme mit Quanten-Prozessoren von mehr als 100 Qubits verfügen." Das Ehninger Cloud-RZ plane man, weil es in Europa "einige der weltweit fortschrittlichsten Nutzer von Quantencomputern" gebe. Zudem nehme hier das Interesse an der Entwicklung der Quantenrechner stetig zu, so Jay Gambetta, IBM Fellow und Vice President von IBM Quantum.

Gut 60 europäische Einrichtungen sind Teil des IBM Quantum Networks und forschen bislang vor allem an potenziellen Einsatzgebieten von Quantenrechnern in den Bereichen Materialwissenschaft, Hochenergiephysik, Energiewende, Nachhaltigkeit und Finanzanwendungen. Ob nur sie Zugriff erhalten, geht aus der Ankündigung nicht hervor. IBM unterhält bereits seit 2019 an seinem Heimatstandort, dem US-amerikanischen Poughkeepsie, ein Quanten-Cloud-RZ. Die Wahl auf das süddeutsche Ehningen fiel ebenfalls nicht zufällig: Dort, in der Nähe von Stuttgart, installierte IBM Anfang 2021 den ersten IBM-Quantenrechner außerhalb der USA.

Parallel zur neuen Hardware kündigt IBM auch neue Software an, die das Routing von Quantencomputer-Workflows verbessern soll. Beim parallelen Einsatz von klassischen Computern und Quantenrechnern entstünden schließlich praktische Fragen zur effizienten Ausführung von Programmen auf verschiedenen Architekturen. Gleichzeitig gäbe es juristische Fragen zum Umgang mit Daten in den Quanten-Cloud-Regionen wegen der unterschiedlichen Rechtslagen. IBMs Lösung darauf heißt "Multichannel Scheduler". Dieser Software-Layer soll zum Start des Ehninger RZs fertig sein, zwischen Anwendern und den Cloud-Diensten sitzen und dort den Zugang zu den verschiedenen Quanten-Cloud-Regionen regeln.

(jvo)