Dammbruch in der Ukraine: Satellitenbilder zeigen die Folgen

Wenige Tage nach der Zerstörung des Staudamms im Süden der Ukraine zeigen verschiedentliche Satellitenaufnahmen die verheerenden Fluten. Das Ausmaß ist immens.

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Gebrochener Staudamm

Die gebrochene Staumauer

(Bild: Pléiades Neo © Airbus DS 2023)

Lesezeit: 3 Min.

Nach der Zerstörung der Staumauer des Kakhovska-Stausees im Süden der Ukraine geben Satellitenbilder einen Eindruck vom Ausmaß der darauf folgenden Überflutung. So zeigt eine hochauflösende Satellitenaufnahme von Airbus nicht nur die gebrochene Staumauer selbst, sondern auch die Überschwemmungen in der direkten Umgebung. Bilder des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus der Europäischen Weltraumagentur ESA und der US-Weltraumagentur NASA zeigen derweil, wie breit der Fluss Dnepr im Unterlauf des Staudamms geworden ist, wo er unter anderem Teile der Stadt Cherson überflutet hat. Radaranalysen ermöglichen einen Blick darauf, wie tief die Fluten teilweise sind und können damit zur Unterstützung der Helfenden vor Ort genutzt werden.

Zerstörter Staudamm: Satellitenaufnahmen von Airbus (17 Bilder)

Der geborstene Staudamm umd die Umgebung am 6. Juni 2023
(Bild: Pléiades Neo © Airbus DS 2023)

Die meisten Details sind auf der Aufnahme der Erdbeobachtungssatelliten Pléiades zu sehen. Die stammt vom Mittwoch und zeigt nicht nur die gebrochene Staumauer sowie die dort durchströmenden Wassermassen, sondern auch eine komplett überflutete Insel direkt darunter. Der Vergleich zu früheren Aufnahmen zeigt, dass sich darauf eigentlich ein Wald befindet. Darüber hinaus zeigt die jüngste Satellitenaufnahme am Ufer des sichtlich breiter gewordenen Flusses unter der Staumauer überschwemmte Gebäude und Areale. Dadurch lassen sich die immensen Wassermassen zumindest abschätzen, wirklich deutlich wird das gesamte Ausmaß durch geringer aufgelöste, aber deutlich großflächigere Satellitenaufnahmen.

Solch einen Überblick ermöglichen etwa die Bilder der Satelliten Sentinel-2 des ESA-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Eine Aufnahme vom 3. Juni zeigt nicht nur den gesamten Unterlauf des Dnepr und wie viel der direkten Umgebung eigentlich grün, also nicht überschwemmt ist. Eine Falschfarbenversion macht noch deutlicher, wie vergleichsweise schmal der Fluss eigentlich ist. Vor allem der Vergleich dieser Version mit der jüngsten Aufnahme vom gestrigen Donnerstag zeigt, wie groß die überflutete Fläche ist. Zwar sind weite Teile davon von Wolken verdeckt, aber das betrifft die Echtfarbenaufnahme viel stärker, bei der man nicht ganz so deutliche Unterschiede erkennt. Die Copernicus-Satelliten überfliegen jede Region nur alle paar Tage.

Zerstörter Staudamm: Satellitenaufnahmen von Copernicus (4 Bilder)

Aufnahme in Falschfarben, dunkel der Flusslauf
(Bild: Sentinel Hub EO Browser, CC BY 4.0 )

Einen dritten Vergleich ermöglichen die noch geringer aufgelösten Aufnahmen des NASA-Instruments Modis, die aber im Tagesabstand gemacht werden. Fotos vom 5. und vom 7. Juni machen deutlich, wie aus dem eng mäandernden Dnepr ein breiter Strom geworden ist, der weite Teile der Umgebung überschwemmt hat. Die bereits verfügbare Aufnahme vom heutigen Freitag zeigt, dass die Überschwemmungen anhalten und offenbar weiterhin der komplette Unterlauf des Dnepr großflächig überflutet ist. Laut jüngsten Meldungen ist der Pegel des Stausees bereits um fünf Meter gesunken, berichtet der Spiegel. Daten zur Tiefe der Fluten am Unterlauf gibt es dank Radarmessungen aus dem All von Iceye.

Zerstörter Staudamm: Satellitenaufnahmen der NASA (3 Bilder)

Aufnahme vom 5. Juni
(Bild: NASA Worldview)

Die Staumauer war am Dienstagmorgen zerstört worden, seitdem fließen große Wassermassen ungestört aus dem Stausee ab. Während direkt versichert worden war, dass für Europas größtes Atomkraftwerk, das daraus sein Kühlwasser bezieht, keine unmittelbare Gefahr besteht, sind die Folgen für die an den Fluss grenzenden Gemeinden enorm. Kiew und Moskau machen sich weiter gegenseitig für die Zerstörung des Staudamms verantwortlich. Aus der ukrainischen Regierung werden die katastrophalen Folgen mit denen einer taktischen Atomwaffe verglichen und Russlands Präsident Wladimir Putin persönlich für das Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht. Für die russische Schuld hat Kiew angeblich auch Beweise, darunter eine Tonaufnahme mit einem Geständnis.

(mho)