Markenrechts-Anwalt soll von dubiosen Internetseiten profitieren

Der Sozius der Anwaltskanzlei Gravenreuth soll indirekt von einer Reihe dubioser Internetadressen profitieren, die geschützte Markennamen enthalten und als Lockmittel für teure Einwahlprogramme dienen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Sozius der auf Markenrecht spezialisierten Münchener Anwaltskanzlei Gravenreuth soll indirekt von einer Reihe dubioser Internetadressen profitieren, die geschützte Markennamen enthalten und als Lockmittel für teure Einwahlprogramme dienen, berichtet die Berliner Tageszeitung Tagesspiegel in ihrer heutigen Ausgabe. Rechtsanwalt Bernhard Syndikus sei auch Geschäftsführer zweier Firmen aus der Dialerbranche, darunter der Global Netcom. Syndikus fungiere überdies als Anwalt des Seitenbetreibers.

Der Mandant und Kunde der Global Netcom ist nach Angaben der Zeitung der Münchener Unternehmer Mario Dolzer. Dieser ist Geschäftsführer eines Unternehmens namens Universal Boards GmbH & Co. KG, welches seinen Sitz praktischerweise im Nachbarhaus der Kanzlei Gravenreuth ausweist und Websites wie "warez-download.info" betreibt. Dolzers Unternehmen besaß darüber hinaus laut Tagesspiegel unter anderem die Adressen "internet-explorer-download.de", "windows-media-player-download.de" und "bild-sonntag.de", die jeweils nur per Dialer nutzbar waren. Diese drei Domains sind inzwischen auf eine Privatperson aus München übertragen.

Daneben betreibt Universal Boards Websites unter Domains wie "kaaza-download.de", auf denen die eigentlich kostenlose Tauschbörsen-Software gegen Entgelt per Dialer angeboten wird. Laut Impressum der jeweiligen Seiten ist das Unternehmen auch verantwortlich für andere Domains, die gezielt auf die Zugkraft fremder Marken setzen. So finden sich im Portfolio etwa die Adressen "aldi-pc.info", "siemens-s42.de", "t-online-software.info", "die-sims-download.de" oder "motorola-v100.de". Auch der Content dieser Seiten ist jeweils nur per Dialer abrufbar. Ob die jeweiligen Inhaber der geschützten Begriffe wie T-Online, Aldi oder Siemens über den möglichen Missbrauch besonders begeistert sind, darf getrost bezweifelt werden.

Die Aktionen des Mandanten Dolzer haben nach dem Bericht des Tagesspiegel nun Folgen. Die Seiten "taz-e.de" und "realplayer-download.de" gingen nach einer Tagesspiegel-Anfrage bei der Kanzlei Gravenreuth außer Betrieb. Die Seiten "nokia-siemens.de" und "bild-t-online.info" wechselten den Besitzer und firmieren nun als private Homepages. Die deutsche Niederlassung von Microsoft habe Hinweise des Tagesspiegel an die Regulierungsbehörde sowie an die US-Firmenzentrale weitergeleitet; auch der Verlag Axel Springer beschäftige sich inzwischen mit den Dolzer-Seiten, schreibt die Zeitung.

Anwalt Syndikus teilte laut Tagesspiegel in Dolzers Auftrag mit, den "Domaininhaber auf eventuelle Risiken hingewiesen" zu haben. Syndikus schreibt weiter, er habe die Adressen nicht gekannt. Er könne und dürfe nicht "sämtliche Aktionen eines Mandanten überwachen". Ebenso wenig könne die Global Netcom einem Kunden etwas vorschreiben, so lange sich dieser an die Gesetze halte. Die Global Netcom sei "seriös" und die Zugangssoftware "ein anerkanntes Zahlungssystem".

Kanzlei-Inhaber Gravenreuth meinte zu dem Bericht des Tagesspiegel gegenüber heise online, er könne sich den Äußerungen von Syndikus nur anschließen. Schließlich könne niemand für Aktionen von Kunden haftbar gemacht werden.

Syndikus selbst fungiert nach wie vor als ADMIN-C von Seiten wie "eselfilme.de", die offensichtlich den Zugang zu Raubkopien über das E-Donkey-Netzwerk ermöglicht. Der Anwalt betonte aber in Interwiews, er diene lediglich der .de-Registry DeNIC als administrativer Ansprechpartner für alle Fragen, die die Domain betreffen und sei selbst nicht für die Inhalte verantwortlich. Angst um seinen Ruf als Rechtsanwalt habe er nicht. (jk)