Was die Floppys speichern

In meinem Bekanntenkreis ist eine Debatte darüber ausgebrochen, ob auf 5,25-Zoll-Disketten einst bereits 1,44 MByte Daten passten wie im Editorial der c’t 1/10 geschrieben oder ob diese Kapazität erst mit 3,5-Zoll-Scheiben möglich war. Die Mehrheit der Diskutanten bestand auf 1,2 MByte Kapazität für 5,25"-Floppies, wie es auch die Wikipedia darstellt.

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Von
  • Detlef Grell

In meinem Bekanntenkreis ist eine Debatte darüber ausgebrochen, ob auf 5,25-Zoll-Disketten einst bereits 1,44 MByte Daten passten wie im Editorial der c’t 1/10 geschrieben oder ob diese Kapazität erst mit 3,5-Zoll-Scheiben möglich war. Die Mehrheit der Diskutanten bestand auf 1,2 MByte Kapazität für 5,25"-Floppies, wie es auch die Wikipedia darstellt.

Im Editorial geht es um die Zeit noch vor dem IBM-AT und DOS, also um Z80-Rechner und CP/M. Die beschriebenen Floppy-Laufwerke ließen sich später zum Beispiel gar nicht in die x86-Welt mitnehmen, weil sie mit der falschen Drehzahl 300 U/min beim High-Density-Format (und nur dieses Format beherrschten sie) liefen. IBM hatte sich für mehr Tempo (360 U/min) entschieden und dies auch für die SD-Formate vorgesehen. Daher musste ein Floppy-Controller für den IBM-AT die ungewöhnliche Transferrate von 300 kBit/s statt 250 kBit/s fürs SD-Format liefern. Beim HD-Format hat sich IBM aber nicht bis 600 kBit/s getraut (dann hätts auch da schon 1,44 MByte gegeben), sondern es bei 500 kBit/s und damit 1,2 MByte belassen.

Erst bei den 1987 mit den PS/2-Modellen eingeführten 3,5-Zoll-Floppies wählte IBM beim SD- und HD-Format 300 U/min bei 250/500 kBits, was SD mit 720 KByte, HD mit 1,44 MByte erlaubte.

Die Angabe 1,44 MByte im Editorial ist also grundsätzlich korrekt, doch mit Bezug auf die Zeit vor dem IBM-PC-AT eine unglückliche Begriffswahl. Zum einen hätte man durch Wahl eines selbstkonstruierten Formates (unter CP/M eher die Regel als die Ausnahme) sogar 1,6 MByte zuverlässig auf die Floppy bekommen (20 statt 18 Sektoren pro Spur), andererseits war es gar nicht üblich, Formate über die Kapazität zu charakterisieren.

Dass 5,25"- und 3,5"-HD-Disketten dasselbe Fassungsvermögen besitzen, hätte sich viel leichter an deren unformatierter Kapazität (Herstellerangabe) ersehen lassen, die für beide 2 MByte beträgt. Falls jemand historische Forschung betreiben möchte, sei ihm der Artikel „Anschluß gesucht, Floppy-Laufwerke zum Laufen gebracht – vom Shugart-Bus und ähnlichen Standards“ von Willi Wagemuth und Detlef Grell in c’t 7/87 auf Seite 169 empfohlen. (gr)