Europas stärkster Supercomputer geht in Jülich in Betrieb

Mit einem Festkolloquium weiht das Forschungszentrum Jülich den neuen IBM-Supercomputer ein.

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Von
  • Uwe Harms

Mit einem Festkolloquium weiht heute das Forschungszentrum Jülich den neuen IBM-Supercomputer ein. Der Hauptteil des Systems, bestehend aus 30 Knoten, wurde planmäßig Ende 2003 im neuen Technikgebäude des Zentralinstituts für Angewandte Mathematik (ZAM) installiert. In den kommenden Wochen wird IBM noch 11 weitere Knotenrechner hinzufügen, sodass dann ab März 2004 die Anwender über eine Gesamtkonfiguration von 41 Knoten verfügen können, mit einer aggregierten Spitzenleistung von 8,9 Teraflop/s und 5,2 Terabyte Hauptspeicher.

Mit einer geschätzten effektiven Linpack-Leistung von über 5 Teraflop/s dürfte der Jülicher Rechner der schnellste in Europa sein und mühelos unter die Top20 der Top500-Liste kommen. Der Supercomputer übertrifft damit die ursprünglich einmal angepeilte Spitzenleistung von 5,8 Teraflops dank schnellerer Prozessoren und größerer Knotenzahl um gut 50 Prozent. Sein gesamter Plattenplatz liegt bei 56 Terabyte; weiterhin können 0,5 Petabyte auf Band per integriertem Bandroboter von STK gespeichert werden.

Jeder der p690-Knotenrechner ("Regatta"-Systeme) enthält 32 IBM POWER4+ CPUs mit 1,7 GHz Takt, wobei zwei Power4+-Prozessoren auf einem Chip und vier solcher Chips samt Cache in einem Multichipmodul (MCM) integriert sind. Alle CPUs eines Knotens greifen auf einen gemeinsamen Hauptspeicher von 128 GByte zu. Als schnelles erbindungsnetzwerk zwischen den Knoten kommt der IBM-eigene High Performance Switch (Federation Switch) zum Einsatz. Dieser hat pro Link eine via Message Passing Interface (MPI) gemessene Bandbreite von 1200 MByte/s bei einer Latenzzeit von nur 11 Mikrosekunden. Jülich setzt diese Technologie als erste Installation weltweit in einem so großen Cluster ein.

Als Hauptpartner im ersten deutschen Höchstleistungsrechenzentrum stellt Jülich bereits seit Sommer 1986 Forschern in Deutschland Supercomputerleistung zur Verfügung, lange Zeit auf Cray-Rechnern. Inzwischen kooperieren DESY (Deutsches Elektronensynchrotron) und das Forschungszentrum Jülich im John von Neumann Institut für Computing (NIC).

Auf die neue Anlage mit dem Namen JUMP (JUelich MultiProzessor) können Wissenschaftler aus allen Forschungseinrichtungen in Deutschland, auch aus der Industrie, nach positiver Begutachtung kostenfrei zugreifen. Hauptanwendungsgebiete sind Materialwissenschaften, theoretische Chemie, Elementarteilchenphysik, weiche Materie, Umwelt, Lebenswissenschaften, Astrophysik. Beispiele aus den Applikationsfeldern findet man im Tagungsband (in Englisch) des NIC-Symposiums, das im Anschluss an die Einweihungsfeier am 17. und 18. Februar stattfindet. Hierbei wird dann auch nachträglich der 100. Geburtstag des herausragenden Wissenschaftlers von Neumann gefeiert.

Das Forschungszentrum Jülich hat inzwischen auch den Nachfolger des langjährigen ZAM-Direktors Professor Friedel Hoßfeld berufen. Seit 1. Januar wird das Institut von Priv.-Doz. Dr. Dr. Thomas Lippert geleitet. Er arbeitete bisher am Physikdepartment der Universität Wuppertal und ist in Supercomputerkreisen durch den aus Alpha-Prozessoren aufgebauten ALiCE-Cluster bekannt. (Uwe Harms) / (as)