SCO vs. Linux: Microsoft in Erklärungsnöten

Während der von der SCO Group angekündigte Aufkauf von Aktien bisher nicht die erwünschte Wirkung auf den Börsenkurs hat, wird in den USA der Einfluss diskutiert, den Microsoft auf SCO hat.

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Von
  • Detlef Borchers

Während der von der SCO Group angekündigte Aufkauf von Aktien bisher nicht die erwünschte Wirkung auf den Börsenkurs hat, wird in den USA der Einfluss diskutiert, den Microsoft auf die in Auseinandersetzungen um das Unix-Urheberrecht und um angeblich aus Unix System V geklauten Code in Linux verwickelte Firma SCO hat. Das bereits gemeldete Eingeständnis, dass mehrere hochrangige Microsoft-Manager den Kontakt zwischen SCO-Investor BayStar Capital und der SCO Group angebahnt haben, wird nicht positiv gesehen. So kritisierte Georg Haff, Analyst bei der Firma Illuminata, die Verbindung: "Angesichts der Tatsache, dass Microsoft ein verurteilter Monopolist ist und andererseits die Aktionen und Finanzgeschäfte von SCO immer fragwürdiger aussehen, sollte Microsoft wirklich besorgt sein, dass an der eigenen Firma nicht etwas vom Gestank der SCO haften bleibt."

Die Kapitalspritze von 50 Millionen Dollar, die SCO im vergangenen Herbst erhielt, wurde nur mit Auflagen gegeben, die BayStar ein weitgehendes Mitspracherecht sichern. So wurde es SCO und seinen Managern untersagt, freie Aktien auf dem Markt zu kaufen. Entsprechend dürfen sie im Rahmen des angelaufenen Aufkaufprogrammes nur die 1,5 Millionen Aktien erwerben, die von den Mitarbeitern des Firma bislang verkauft worden sind. Gelingt der Erwerb, so könnte die SCO Group eine privat geführte Firma werden und sich der lästigen Öffentlichkeitspflicht bei kursrelevanten Themen und Nachrichten entziehen. Diese Meinung äußerte Sterling Jenson von Wells Fargo Capital Management gegenüber der Salt Lake Tribune": Die Canopy Group und Ralph Yarro besitzen derzeit 76 Prozent aller Aktien. Kommen sie über 80 Prozent, so ist der Weg zur Privatfirma frei.

Im gestrigen SCO-Nachrichtenüberblick hieß es übrigens, dass Gregory Blepp, Vizepräsident der Lizenzabteilung SCOSources, auf der CeBIT zum Thema "Softwaremarkt Deutschland und die Notwendigkeit von IP-Lizenzen" referieren wird. Dies ist zumindest nach Darstellung des Veranstalters dmmv nicht korrekt, vielmehr werde Gregory Blepp allgemein über den "Softwaremarkt Deutschland" sprechen. Blepp, der zuletzt in Spanien dafür geworben hat, dass europäische Firmen IP-Lizenzen von SCO kaufen, hält das Referat in Hannover, weil er zur CeBIT eine hohe Position im Deutschen Multimediaverband übernehmen soll.

Auch hier gibt es eine pikante Verbindung: Für die Berufung von Blepp soll sich dmmv-Vizepräsident Rudolf Gallist stark gemacht haben, der von 1991 bis 2000 Geschäftsführer der deutschen Microsoft GmbH war. Das Signal, das mit einem Top-Manager der SCO Group im "Verband der digitalen Wirtschaft" -- so die Selbstbeschreibung des dmmv -- gesetzt wird, nennt ein Mitglied des dmmv "sehr unglücklich". Ein anderes Mitglied vertrat die entgegengesetzte Position: "Es ist ein Signal für die deutsche Softwareindustrie, dass das geistige Eigentum anderer geachtet werden muss." Die direkten Gegenspieler von SCO dürfte die Sache allerdings kaum interessieren: IBM ist aus dem dmmv ausgetreten, Novell ist nicht Mitglied im Verband.

Zu den Entwicklungen im Streit zwischen SCO, IBM und der Open-Source-Gemeinde siehe den Artikel auf c't aktuell (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online und aus Technology Review und der c't):

(Detlef Borchers) / (jk)