SCO vs. Linux: Die Jury erkennt Novell die Unix-Copyrights zu

Das geistige Eigentum an Unix gehört laut Gerichtsentscheid nach wie vor Novell. Dementsprechend gibt es derzeit keine Möglichkeit für SCO, Linux-Anwender mit einer Antidot-Lizenz zu bedrohen. Damit ist die Auseinandersetzung zwischen SCO und Linux-Anwendern aber noch nicht beendet – die unendliche Geschichte wird weitergeführt.

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Von
  • Detlef Borchers

In der vor einem Geschworenengericht in Salt Lake City verhandelten Auseinandersetzung zwischen der SCO Group und Novell über die Frage, wem die Copyrights gehören, hat die Jury das einstimmige Urteil gefällt, wie Groklaw berichtet: Novell hat die Copyrights nicht weiterverkauft, als das Unix-Geschäft an SCO veräußert wurde. Das geistige Eigentum an Unix gehört nach wie vor Novell. Dementsprechend gibt es derzeit keine Möglichkeit für SCO, Linux-Anwender mit einer Antidot-Lizenz zu bedrohen. Das Verfahren ist mit dem Urteil der Jury noch nicht zu Ende, da einige Klagepunkte durch den vorsitzenden Richter entschieden werden müssen. Dazu gehört ein Antrag von SCO, doch noch die Copyrights zu bekommen, weil man im "guten Glauben" gehandelt habe, die Copyrights zu besitzen.

In einer ersten Stellungnahme zur Entscheidung der Geschworenen zeigt sich Novell außerordentlich zufrieden und betont die Rolle, die Novell mit dem Prozess für die Open-Source-Gemeinde übernommen hat: "Die Entscheidung ist eine gute Nachricht für Novell, für Linux und für die Open-Source-Community. Wir haben seit Langem die Ansicht vertreten, dass dieses Vorgehen gegen Linux keine Grundlage hat, und wir sind erfreut, dass die Jury dies genauso sieht, und zwar in einer einstimmigen Entscheidung. Ich bin stolz auf Novells Rolle beim Schutz der Interessen von Linux und der Open-Source-Community", warf sich Novell-Chef Ron Hovsepian in die Brust. Nüchterner fällt das Urteil bei IBM aus. Gegenüber dem Wall Street Journal erklärte eine IBM-Sprecherin, dass das Urteil das Scheitern der gesamten Klagestrategie von SCO bedeute.

Genau dies sieht SCO jedoch anders. Gegenüber der Salt Lake City Tribune zeigte sich der SCO-Konkursverwalter Edward Cahn sehr enttäuscht von dem Urteil der Geschworenen. Gleichzeitig kündigte er an, dass die Klagemaschinerie weiterlaufen werde und nun IBM attackiert wird: "Wir haben immer noch Ansprüche gegenüber IBM, unabhängig von dieser Entscheidung." Im Unterschied zum Streit um die Copyrights geht es im Verfahren zwischen der SCO Group und IBM um die Frage, ob IBM illegal Code oder Programmierkonzepte von Unix nach Linux übertragen hatte, als beide Firmen im Monterey-Projekt zusammen arbeiteten.

Die erneuerte Kampfansage des von einem Konkursgericht bestallten Konkursverwalters ist wichtig, weil der ehemalige Richter Cahn jetzt darüber zu entscheiden hat, was mit der Geldspritze von 2 Millionen Dollar geschehen soll, die SCO von einer Investorengruppe um den Aktien-Mehrheitseigner Ralph Yarro kurz vor dem Verfahren bekommen hatte. Die SCO-Aktie selbst ging unmittelbar nach der Bekanntgabe des Urteils in den freien Fall über.

Zu den Entwicklungen in dem Streit, den SCO mit IBM, Novell und der Open-Source-Gemeinde um SCO-Rechte an Unix und angeblich unrechtmäßig in Linux übernommenen Code angezettelt hat, siehe den Online-Artikel in c't-Hintergrund (mit chronologischer Linkliste zu Beiträgen auf heise online, aus Technology Review und der c't):

(jk)