Zuviel "plausibel aussehender Blödsinn"? Kein KI-Code mehr bei Gentoo-Linux

Projekt-Kontributoren von Gentoo dürfen künftig keinen KI-generierten Code mehr beisteuern. Das Gentoo-Komitee hat rechtliche und moralische Bedenken.

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3 Stop-Tafeln nebeneinander

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.

Das siebenköpfige Gentoo-Council hat am 14. April beschlossen, dass kein KI-generierter oder -assistierter Code mehr in die Linux-Distribution fließen soll. Dafür nennt das Gremium, insbesondere drei Gründe: Probleme mit Urheberrechten, Qualitätsbedenken und ethische Fragen.

In seinem initialen Vorschlag führt Entwickler Michael Górny diese Punkte genauer aus:

  1. Urheberrechte: Die Situation ist unklar, alle LLMs werden mit urheberrechtlich geschütztem Material trainiert und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Code entsteht, den Gentoo nicht legal nutzen kann. Und: "alle schicken 'KI'-Firmen scheren sich einen Dreck um Urheberrechtsverletzungen".
  2. Qualität: Wenn man sich auskennt, können LLMs eine gute Hilfe sein, Górny traut das aber nicht allen Kontributoren zu. "LLMs sind wirklich gut darin, plausibel aussehenden Blödsinn zu produzieren."
  3. Ethische Bedenken: KI verursacht eine enorme Energieverschwendung, sorgt für die Entlassung und Ausbeutung von IT-Arbeitern, produziert Spam und Betrug und "treibt die Verunreinigung des Internets voran."

Nach mehreren Diskussionsrunden fasst das Council den Beschluss:

"It is expressly forbidden to contribute to Gentoo any content that has been created with the assistance of Natural Language Processing artificial intelligence tools. This motion can be revisited, should a case been made over such a tool that does not pose copyright, ethical and quality concerns.”

Zu Deutsch

"Es ist ausdrücklich verboten, jegliche Inhalte zu Gentoo beizusteuern, die mit der Unterstützung von Natural Language Processing KI-Tools erzeugt wurden. Dieser Beschluss kann revidiert werden, sollte ein solches Tool vorliegen, das keine urheberrechtlichen, ethischen oder qualitative Bedenken hervorruft."

Gerade die Qualitätsbedenken wurden in letzter Zeit häufiger diskutiert. Im Gentoo-Forum gibt es aber durchaus auch kritische Stimmen zum Beschluss. Ein Teilnehmer schreibt, er versteht die Qualitätsbedenken, wenn Leute blindlings das verwenden, was die KI ausspuckt, "genauso wie manche Leute von StackOverflow kopieren und einfügen, ohne zu verstehen, was sie da kopieren. Sollte StackOverflow verboten werden?" Ein anderer fragt, wie sieht es mit Code-Kontrolle durch KI aus: "unentdeckte Fehler, Bugs oder schlimmstenfalls Sicherheitslücken?"

Ein weiterer zitiert Linus Torvalds: "Automatisierung hat den Leuten schon immer beim Schreiben von Code geholfen. Da ist überhaupt nichts Neues dabei."

Der Gentoo-Beschluss lässt offensichtlich viele Fragen offen. Das scheint auch dem Council klar zu sein, denn Górny hat sofort eine Wiki-Seite zur weiteren Klärung eingerichtet. Darin heißt es in einer ersten Klarstellung, dass Software, die selbst KI erzeugt, ebenso wenig vom Beschluss betroffen ist, wie Upstream-Code, der mit KI-Hilfe entwickelt wurde.

(who)