EZB: Digitaler Euro benötigt Secure Element des iPhones

Auf Druck der EU muss sich das iPhone für Payment-Dienste öffnen. Der Europäischen Zentralbank geht Apples geplante Umsetzung nicht weit genug.

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Renderbild des Eurosymbols

(Bild: peterschreiber.media/Shutterstock.com)

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Um eine Kartellstrafe zu vermeiden, hat Apple eine Öffnung des iPhones im Europäischen Wirtschaftsraum für andere Bezahldienste in Aussicht gestellt. In diesen Vorgang grätscht nun die Europäische Zentralbank (EZB), der die bislang vom iPhone-Hersteller unterbreiteten Schritte nicht weit genug gehen. Apples Vorschläge "greifen zu kurz" und können so keine "echte Wettbewerbsgleichheit" für Zahlungsanbieter sicherstellen, monierte Piero Cipollone, Mitglied des EZB-Direktoriums.

In zwei offenen Schreiben, die sowohl an die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager als auch den Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen Thierry Breton gerichtet sind, begrüßt Cipollone das Vorgehen der Kommission, zeigt zugleich aber Mängel bei Apples Umsetzungsplänen auf. Im Mittelpunkt der Kritik steht, dass Apple keinen Zugang zum Security-Koprozessor des iPhones – Secure Element genannt – geben will. Andere Payment-Dienste sollen stattdessen Host Card Emulation (HCE) für Zahlungen per NFC-Funkschnittstelle nutzen. Damit seien diese aber benachteiligt, was Nutzerfreundlichkeit und Geschwindigkeit angeht, erläutert Cipollone.

Zudem sei so keineswegs garantiert, dass zukünftige Zahlungen mit dem digitalen Euro "auf iPhones reibungslos und nutzerfreundlich" sind. Besonders für Offline-Zahlungen sei der Zugriff auf das Secure Element entscheidend.

Nach Ansicht der EZB hat Apples geplante Umsetzung weitere Defizite, so bleibe etwa die bequeme Zahlung mit der Apple Watch in Ladengeschäften außen vor – ebenso wie das riesige Segment der Online-Einkäufe. Direkte digitale Zahlungen von iPhone-Nutzer zu iPhone-Nutzer seien zudem "komplett ausgeklammert", wobei gerade das wesentlich für den digitalen Euro sei. Cipollone verweist zugleich auf die geplante EU-Regulierung zur Einführung des digitalen Euros und pocht auf den dort eingeforderten Zugang zu "NFC-Antennen und sicheren Elementen".

Das Secure Element ist ein in das iPhone integrierter Spezialchip, auf dem Java-Applets ausgeführt werden – etwa für kontaktlose Bezahlsysteme. Um Vorwürfe der Wettbewerbsverzerrung in Europa auszuräumen, hat Apple im Januar unterbreitet, die NFC-Schnittstelle des iPhones weiter zu öffnen. Bislang kann nur Apple Pay beziehungsweise das Apple Wallet für kontaktlose Zahlungen darauf zugreifen – künftig soll das auch anderen Wallets möglich sein. Beobachter erwarten, dass die EU im Mai über Apples Vorschläge entscheidet.

(lbe)