Das Fediverse wächst: Nach Threads auch Bluesky mit Mastodon verknüpfbar

Erste Threads-Accounts können für Mastodon geöffnet werden, nun geht das – sogar in beide Richtungen – auch mit Bluesky. Das ermöglicht interessante Szenarien.

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Zwei Hände halten Smartphone, im Vordergrund Linien als Symbol für soziale Verbindungen

(Bild: issaro prakalung/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Nachdem der Kurznachrichtendienst Threads schon seit zwei Monaten mit dem Konkurrenten Mastodon verbunden ist, funktioniert seit einigen Tagen nun auch die Verknüpfung mit Bluesky. Damit können unter Umständen jetzt Inhalte zwischen den drei wichtigsten Alternativen zum Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) ausgetauscht werden, weitere Verbindungen werden vorbereitet. Hatte es anfangs noch heftige Debatten darüber gegeben, wie die Brücke zwischen Bluesky und dem Fediverse (zu dem Mastodon gehört) aussehen soll, lief die Einführung jetzt geräuschlos. Noch ist sie aber in Teilen ziemlich rudimentär, der verantwortliche Entwickler aktualisiert sie aber regelmäßig und behebt Fehler.

Mit der Verbindung zwischen Bluesky und Mastodon nimmt eine Vision sozialer Netzwerke weiter Gestalt an, die zwar vom sogenannten Fediverse seit Jahren vorgeführt wird, aber erst nach dem Twitter-Exodus vor anderthalb Jahren auch abseits davon größere Unterstützung erfahren hat. Dabei geht es um das Versprechen, dass verschiedene soziale Netzwerke untereinander so weit kompatibel gemacht werden, dass Inhalte zwischen ihnen ausgetauscht werden können und über Portale hinweg miteinander kommuniziert werden kann. Im sogenannten Fediverse, wo Mastodon die mit Abstand größte Software darstellt, ging das schon lange. Trotzdem führte das Netzwerk lange eher ein Nischendasein. Bald könnten dort nun aber dutzende Millionen Accounts miteinander verbunden sein.

Programmiert wurde die Brücke zwischen Bluesky und Mastodon von dem US-Entwickler Ryan Barrett. Der hat sich die Kritik zu Herzen genommen und verbindet nur Accounts, die dem explizit zustimmen. Dazu reicht es, auf Mastodon dem Account @bsky.brid.gy@bsky.brid.gy zu folgen, für Bluesky gibt es @ap.brid.gy. Teilnehmende Accounts können dann jeweils abonniert (Suche nach "@[Name].[Instanz].ap.brid.gy" in Bluesky, oder "@[Handle]@bsky.brid.gy" in Mastodon) werden. Danach landen die Beiträge in der Timeline, bisweilen fehlt aber Kontext. So verschwinden manchmal Links. Auch bestimmte Beiträge, auf die Bezug genommen wird, fallen auch weg, wenn sie von einem Account stammen, der nicht an der Brücke teilnimmt. Barrett sammelt Hinweise auf solche und andere Probleme auf GitHub.

Auf Mastodon kann man damit jetzt Accounts folgen – und im Fall der Bluesky-Brücke sogar mit ihnen interagieren – die auf Threads und Bluesky angelegt wurden. Der Dienst von Meta kommt insgesamt auf mehr als 150 Millionen Nutzer und Nutzerinnen, Bluesky auf mehrere Millionen. Noch ist das gemeinsame Netzwerk aber wesentlich kleiner. So bindet "Bridgy Fed" lediglich rund 2000 Bluesky-Accounts an, auf Threads muss man die Fediverse-Anbindung explizit auswählen. Bislang geht das lediglich in den USA, in Kanada und in Großbritannien. Trotzdem bevölkern damit erste Beiträge von Threads und aus Bluesky die Timelines in Mastodon, in Zukunft dürften es nur mehr werden. Schon länger angebunden ist beispielsweise die Twitter-Alternative Nostr.

Verlangsamt wird die Verknüpfung durch die Zustimmungspflicht auf Threads und Bluesky. Immer wieder sieht man in beiden Netzen deshalb Bitten an Accounts, sich doch mit Mastodon beziehungsweise dem Fediverse zu verknüpfen. Trotzdem lassen sich bereits interessante Nutzungsszenarien umsetzen. So kann man etwa US-amerikanischen Threads-Accounts in Mastodon folgen und die in einer Liste hinzufügen. Die fungiert dann als strikt chronologische Timeline, wie es sie auf Threads zwar gibt, dort wird sie aber eher versteckt. In ähnlicher Weise kann auch eine Bluesky-Timeline angelegt werden. Mit dort gesammelten Accounts kann man dann sogar interagieren, sie bekommen etwa Antworten und Likes von Mastodon zu sehen.

Mastodon mit drei Timelines ohne Inhalten aus Mastodon, aber von Bluesky, Threads und Flipboard

(Bild: Screenshot)

Damit dem Fediverse verbundene Versprechen auf untereinander verbundene Netzwerke, bei denen die Accounts die Kontrolle über ihre Verbindungen behalten, ist zuletzt vor allem in den USA auf sichtliches Interesse gestoßen. Immer mehr Dienste haben eine Anbindung eingeführt oder arbeiten daran. So hat etwa die Magazin-App Flipboard damit begonnen, die eigenen Inhalte zu föderieren, also ans Fediverse anzubinden. Ersten Accounts kann man bereits folgen, beispielsweise auch von heise online. Auch die Blogging- und Newsletter-Plattform Ghost arbeitet an solch einer Verknüpfung, WordPress-Blogs lassen sich schon länger verbinden. Bald könnten also zum Beispiel komplette Artikel aus Ghost über Mastodon geteilt und dann direkt in Bluesky oder Threads empfangen werden.

(mho)