OECD-Studie: IPv6-Einführung lahmt

Trotz deutlicher Zuwächse sieht es mit der IPv6-Einführung im Internet noch sehr schlecht aus, konstatiert eine Studie der OECD.

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Von
  • Reiko Kaps

Laut der OECD-Studie Internet Addressing: Measuring Deployment of IPv6 (PDF-Datei) hinkt die Einführung von IPv6 den Erwartungen und Notwendigkeiten hinterher. An der Fertigstellung des Berichts war die Number Resource Organization (NRO) beteiligt, die weltweit die Aufgaben der fünf regionalen Internet-Registries (RIRs) koordiniert.

Daten: “Evaluating IPv6 Adoption in the Internet”, April 2010, Lorenzo Colitti, Steinar H. Gunderson, Erik Kline, Tiziana Refice, forthcoming, PAM 2010.

(Bild: OECD)

Nur 5,5 Prozent der insgesamt 1800 Autonomen Systeme (AS) können laut dem Bericht IPv6-Daten transportieren. Die meisten IPv6-tauglichen Netzwerkdienste stehen in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und den USA. Während über 90 Prozent aller Endnutzer-Betriebssysteme IPv6 beherrschen, hinkt die tatsächliche Verbreitung des Protokolls auf Endnutzersystemen deutlich hinterher: So liegt Frankreich mit einem Prozent vorn, gefolgt von China (0,4 Prozent) und Schweden (0,1 Prozent). In den Niederlanden, den USA und Japan surfen weniger als 0,1 Prozent aller Internet-Nutzer über IPv6.

Daten: SixXS vom Jahresanfang 2010

(Bild: OECD)

Ein Grund für diese niedrigen Zahlen dürfte die extrem geringe Verbreitung des Protokolls bei den Content-Anbietern sein: So bieten nur 1,45 Prozent der 1000 weltweit am häufigsten aufgerufenen Websites auch ein per IPv6 erreichbares Angebot an. Legt man die Top-1-Million-Liste zu Grunde, sind es sogar nur 0,15 Prozent. Besser sieht die IPv6-Verbreitung im Internet-Backbone bei den 388 Internet-Exchange-Points aus, von denen 77 das Protokoll unterstützen (23 Prozent). Gegenüber dem Jahr 2008 stieg der Anteil um 5 Prozent an.

"Wir sehen in all unseren Messungen zwar einen deutlichen Anstieg bei der IPv6-Nutzung in den vergangenen Jahren, der von vielen Herstellern, Betreibern und Anbietern vorangetrieben wird. Angesicht der schwindenden IPv4-Adressen ist diese Entwicklung aber zu langsam", kommentiert der NRO-Vorsitzende Axel Pawlik diese Erkenntnisse. Er fordert besonders die nationalen Regierungen und Verwaltungen auf, eine führende Rolle bei der IPv6-Einführung zu übernehmen, die seiner Meinung nach auch auf den privaten Sektor ausstrahlen wird. (rek)