"Telepressure": Zwei Drittel der Berufstätigen können im Urlaub nicht abschalten

Urlaub ist für Erholung gedacht, aber ein paar Urlauber werden wohl auch auf der Insel noch kurz Mails checken oder Anrufe annehmen. Das ergibt eine Umfrage.

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Mann kauert im Urlaub auf einer Hängematte am Smartphone und kann nicht abschalten.

In der Hängematte liegen und... E-Mails checken?

(Bild: Song_about_summer/Shutterstock.com)

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Urlaub soll der Erholung dienen, dennoch sind zwei Drittel der Berufstätigen einer Bitkom-Umfrage zufolge trotzdem während des Sommerurlaubs für ihren Arbeitgeber erreichbar, ähnlich war das auch in den vergangenen Weihnachtsferien. Dabei gilt: Je älter, desto erreichbarer: In der Altersgruppe der 16- bis 29-jährigen Berufstätigen, die in den Urlaub fahren wollen, gibt etwas mehr als die Hälfte (51 Prozent) an, erreichbar sein zu wollen. Von den 50- bis 64-Jährigen gaben 73 Prozent an, im Sommerurlaub beruflich erreichbar zu sein. Nur ein Drittel (31 Prozent) will komplett abschalten und keine beruflichen Anfragen beantworten.

Als Gründe gaben 59 Prozent der Befragten an, dass ihr Vorgesetzter eine Erreichbarkeit erwartet, 51 Prozent gaben an, dass ihre Kollegen dies erwarten. 46 Prozent sind für Kunden erreichbar, ein Viertel für Geschäftspartner. Aus eigener Motivation wollen 15 Prozent im Sommerurlaub erreichbar sein.

Jeweils ein Drittel (65 Prozent) der Beschäftigten ist telefonisch und per SMS erreichbar. Geschäftliche E-Mails werden von 29 Prozent beantwortet oder gelesen. Ein Viertel (23 Prozent) ist auch für Videocalls erreichbar. 11 Prozent über Kollaborationstools wie Microsoft Teams oder Slack. An der repräsentativen Bitkom-Umfrage unter 1005 Berufstätigen ab 16 Jahren, darunter 357 Personen, die in diesem Jahr in den Urlaub fahren wollen.

"Urlaub sollte nur im Notfall unterbrochen werden. Arbeitgeber sind in der Verantwortung, rechtzeitig Vertretungslösungen zu organisieren und klare interne Regeln für die Erreichbarkeit während der Abwesenheit zu vereinbaren", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Seit der Coronakrise und damit einhergehendem verstärkten Homeoffice ist es Beschäftigten möglich, immer und überall erreichbar zu sein, um nochmal schnell eine E-Mail zu checken. Im Rahmen einer Langzeitstudie kamen auch Forscher von "social health@work" zu derartigen Ergebnissen. Die Forscher sprechen in diesem Zusammenhang von "Telepressure". Damit ist der Druck gemeint, den Beschäftigte dabei empfinden, ständig erreichbar zu sein und schnell auf Arbeitsanforderungen zu reagieren – auch in der Freizeit.

(mack)