Atomkraft: Südkoreanischer Konzern baut neue tschechische Reaktoren

Die tschechische Regierung hat entschieden, wer in Dukovany zwei neue Reaktoren bauen soll.

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Kühltürme des AKW Dukovany

Vier Blöcke hat das Atomkraftwerk Dukovany.

(Bild: ČEZ)

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Der südkoreanische Konzern Korea Hydro & Nuclear Power Company (KHNP) soll am bereits bestehenden AKW-Standort Dukovany zwei Reaktoren bauen. Das hat die tschechische Regierung am Mittwoch entschieden und damit KNHP gegenüber dem zweiten Bewerber EDF vorgezogen. Die beiden neuen Reaktorblöcke sollen gleichzeitig gebaut werden und 2038 in kommerziellen Betrieb gehen. Die Baukosten bezifferte die tschechische Regierung in einer Mitteilung jeweils auf 200 Milliarden Kronen, umgerechnet 7,9 Milliarden Euro.

Etwas konkreter werden nun auch Pläne, über die Reaktoren in Dukovany zwei weitere in Temelin zu bauen. Die tschechische Regierung verhandele nun mit KNHP über diese Option, heißt es. Derlei hatte sich im Februar dieses Jahres angedeutet. Damals sagte die Regierung, während der Ausschreibung für Dukovany habe sich gezeigt, es sei kostengünstiger, gleich mehrere Reaktoren in Auftrag zu geben. Viele Arbeiten müssten nicht doppelt erledigt werden. Durch die Skaleneffekte könnten die Reaktoren etwa 20 Prozent günstiger gebaut werden. KHNP hat für Dukovany eine 1000-MWe-Modifikation seines APR1400-Designs entwickelt.

Im südböhmischen Temelin stehen weniger als 60 Kilometer von den Grenzen zu Bayern und Niederösterreich entfernt bereits zwei Druckwasserreaktoren vom Typ WWER 1000/320. Von den vier Reaktoren der sowjetischen Bauart WWER-440/213 im südmährischen Dukovany sind es knapp 100 Kilometer nach Wien.

"Dieses Projekt wird die Energiesicherheit und Selbstversorgung der Tschechischen Republik für mehrere Jahrzehnte gewährleisten", schreibt die Regierung. Auch sei das Projekt bedeutend für die eigene Wirtschaft. Ihr sowie den Privathaushalten werde eine ausreichende Energieversorgung zu einem akzeptablen Preis gewährleistet. Momentan werde ein Drittel des tschechischen Strombedarfs mit Atomkraft gedeckt, künftig soll es etwa die Hälfte sein.

Ausschlaggebend für die Bewertung der Gebote der beiden Bewerber war für die 200 beteiligten Experten – denen dafür etwa 200.000 Seiten Dokumente vorlagen – der Preis pro MWh, zu dem KHNP und EDF Strom produzieren wollen, heißt es in der Mitteilung. Dabei seien "alle bekannten Risiken" berücksichtigt worden. KHNP habe Garantien für die Kontrolle der Kosten und den Zeitplan für das gesamte Projekt geboten, erläutert der tschechische Industrieminister Jozef Síkela.

Ein konkretes Finanzierungsmodell für die geplanten neuen Reaktoren in Dukovany gibt es noch nicht. Daran arbeitet momentan eine Arbeitsgruppe der tschechischen Regierung, die damit Ende dieses Jahres fertig sein soll. Bisher ist die Rede von einem Staatsdarlehen mit einer Laufzeit von 30 Jahren, das während der Zeit vor der Inbetriebnahme der zwei Blöcke nicht verzinst wird. Um Investoren vor externen Risiken zu schützen, werde es für den dort erzeugten Strom eine 40 Jahre dauernde Abnahmegarantie geben, mit einem vorher festgelegten Preis und einem Ausgleichssystem, das sich auf die Preisentwicklung am Markt beziehen soll.

(anw)